Grüne Alte zum Grundsatzprogramm

Michael Kellner hat dazu aufgerufen, sich an der Diskussion zum Grundsatzprogramm zu beteiligen – und die Hamburger Grünen Alten haben zusammen mit den Bundesgrünen Alten Themen entwickelt, an denen sie gerade arbeiten und die sie für sehr wichtig halten. Hier unsere Zusammenfassung:

Wohn­mo­del­le: Wir brau­chen ver­mehrt varia­bles Woh­nen für Jung und Alt. Woh­nun­gen müss­ten grö­ßer oder klei­ner gemacht wer­den kön­nen, damit Fami­li­en sich ver­grö­ßern, älte­re Men­schen nicht mehr die Last einer viel zu gro­ßen Woh­nung tra­gen müs­sen. Dann könn­ten älte­re Men­schen in ihren Woh­nun­gen blei­ben, müss­ten nicht aus­zie­hen und könn­ten trotz­dem Platz für Jün­ge­re machen. Die­se Woh­nun­gen soll­ten barrierefrei/arm sein, was sowohl für Älte­re als auch für Fami­li­en mit Kin­der­wa­gen und Men­schen mit einer Behin­de­rung wich­tig wäre. (Wie das tech­nisch funk­tio­nie­ren kann, müss­te mit Archi­tek­ten bespro­chen werd­fen). Bis es soweit ist, wäre die Mög­lich­keit des Woh­nungs­tauschs ein wich­ti­ger Schritt. Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten und ‑genos­sen­schaf­ten müss­ten dann aber Lösun­gen anbie­ten, die nicht dazu füh­ren, dass die klei­ne­re Woh­nung teu­rer wird, Hil­fe beim Umzug wird in vie­len Fäl­len erfor­der­lich sein.

Woh­nungs­bau: Die Durch­mi­schung der Vier­tel ist wich­tig, damit in Schu­len ein gutes Lern­kli­ma herrscht, Men­schen sich mit unter­schied­li­chen Fähig­kei­ten unter­stüt­zen kön­nen und ein­zel­ne Stadt­tei­le nicht abge­hängt werden.

Wir wol­len das Leben im Quar­tier stär­ken – und eine gute Nach­bar­schaft för­dern. Es muss nicht alles staat­lich gere­gelt sein, aber der Staat soll­te Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen, um das Mit­ein­an­der zu unter­stüt­zen. Ehren­amt­li­che Helfer*innen mit geför­der­ter Wei­ter­bil­dung kön­nen ein­ge­bun­den wer­den. Wir müs­sen Nach­bar­schaf­ten, Genos­sen­schaf­ten, Ver­ei­ne und Initia­ti­ven stär­ken, sich gegen­sei­tig zu unterstützen.

Ange­bo­te zur Mobi­li­tät müs­sen über­all und beson­ders in abge­le­ge­ne Regio­nen erhal­ten wer­den und kön­nen durch frei­wil­li­ge Helfer*innen ergänzt werden.Bürgervereine, die in ehren­amt­li­cher Arbeit älte­ren Men­schen mit Mobi­li­täts­ein­schrän­kun­gen (und gerin­gem Ein­kom­men) einen kos­ten­lo­sen Fahr- und Begleit­dienst anbie­ten, sind ein leben­di­ger Teil der Zivil­ge­sell­schaft und ver­die­nen unse­re Unterstützung.

Wir müss­ten über neue Pfle­ge­for­men nach­den­ken, Pfle­ge­hei­me sind den meis­ten ein Graus, da die Pfle­ge dort sehr anonym und teil­nahms­los abläuft. Die Pfle­ge­kräf­te sind schlecht bezahlt, über­las­tet, es gibt zu weni­ge. Wir brau­chen klei­ne­re Gemein­schaf­ten, z.B. Wohn­ge­mein­schaf­ten für Paa­re, bei denen bei­de oder nur ein Part­ner pfle­ge­be­dürf­tig ist. Eine Pfle­ge­kraft könn­te dort woh­nen und nachts für meh­re­re klei­ne Wohn­ge­mein­schaf­ten Ruf­be­reit­schaft haben, damit der Druck der Ver­ant­wor­tung für den Ein­zel­nen wegfällt.

Wohn­ge­mein­schaf­ten mit Hil­fe könn­ten wie Groß­fa­mi­li­en funk­tio­nie­ren. Blei­ben die Men­schen im Quar­tier, kön­nen auch Ver­wand­te und Freun­de unter­stüt­zen. Zum Teil gibt es das ja schon, aber noch viel zu wenig.

Der Ein­satz von Robo­tern und tele­me­di­zi­ni­sche Ver­fah­ren kann Pfle­ge­kräf­te und ande­re betei­lig­te Gesund­heits­be­ru­fe ent­las­ten – damit die­se mehr Zeit für einen per­sön­li­chen Kon­takt haben. Sol­che Behand­lungs­for­men sind so zu regeln, dass der Pati­en­ten­schutz obers­te Prio­ri­tät hat. Digi­ta­le Lösun­gen kön­nen und sol­len die per­sön­li­che Bezie­hung zwi­schen Arzt, Pfle­ge­kraft und Pati­ent nicht ersetzen

Die Digi­ta­le Tech­nik ent­wi­ckelt sich immer schnel­ler, und es ist für vie­le Men­schen schwer, neue Tech­no­lo­gien zu ver­ste­hen. Beson­ders bil­dungs­fer­ne Schich­ten, Men­schen, für die Deutsch kei­ne Mut­ter­spra­che ist und Älte­re ver­lie­ren bei uns leicht den Anschluss. Wir brau­chen des­halb Model­le, die lebens­lan­ges Ler­nen mög­lich machen, für alle Men­schen. Wer bis­her ana­log gelebt hat, benö­tigt anfäng­lich eine Ein­füh­rung in die Nut­zung von leicht erlern­ba­ren Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln wie Smart­phones und Tabletts und zur IT-Sicherheit.

Unse­re 3‑Pha­sen-Auf­tei­lung des Lebens in Aus­bil­dung – Arbei­ten – Frei­zeit mit Ren­ten­ein­tritt hat aus­ge­dient. Aus- und Wei­ter­bil­dung muss immer mög­lich sein. Wir brau­chen Lebens­ar­beits­zeit­kon­ten, die es ermög­li­chen, in der Rush­hour des Lebens sich Aus­zei­ten zu neh­men, auch für Kin­der­er­zie­hung oder Pfle­ge der Zuge­hö­ri­gen. Der Arbeits­be­griff muss sich ändern, alles ist Arbeit: Ehren­amt, Erwerbs­ar­beit, Erzie­hung, Pfle­ge. Um die Ren­ten auf einem Niveau zu hal­ten, das zum Leben wirk­lich reicht und um das Ren­ten­sys­tem auch für nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen bezahl­bar zu machen, müs­sen wir län­ger arbei­ten. Und das geht auch für die meis­ten rela­tiv pro­blem­los, da wir in der Regel fit­ter älter waren und die Hoch­alt­rig­keit immer spä­ter ein­setzt. Es muss natür­lich Aus­nah­me­re­ge­lun­gen für Erwerbs­ge­min­der­te geben, deren Gesund­heits­zu­stand eine Wei­ter­ar­beit im Beruf unmög­lich macht. Wir müs­sen aber auch dar­auf ach­ten, dass Arbeits­be­din­gun­gen, die Men­schen krank machen, nicht mehr akzep­tiert werden.

Menschen in Bewe­gung: Men­schen müs­sen aktiv sein und blei­ben. U.a. des­halb brau­chen wir eine gute Rad-Infra­struk­tur, die es auch Kin­dern und älte­ren Men­schen erlaubt, sicher unter­wegs zu sein. Wir brau­chen bezahl­ba­re oder kos­ten­freie Sport­an­ge­bo­te für Viel­sit­zer und Älte­re, denn Bewe­gung ist Leben.

Dis­kus­si­on Ver­städ­te­rung: Alle wol­len in der Stadt leben, das ist ein welt­wei­ter Trend. Ist das wirk­lich für alle erstre­bens­wert? Gibt es kei­ne Alter­na­ti­ven auf dem Land? Muss man sich dort abge­hängt füh­len? Wir brau­chen eine flä­chen­de­cken­de gute digi­ta­le Infra­struk­tur! Städ­te sind oft (noch) laut, die Luft ist schlecht, auf dem Land ist mehr Platz. Das Leben auf dem Land muss lebens­wert blei­ben. Ärz­te, Schu­len, Ein­kau­fen, Bank- und Post­dienst­leis­tun­gen müs­sen bei Bedarf als mobi­le Lösun­gen ange­bo­ten wer­den. Wir kön­nen von den Ansät­zen in skan­di­na­vi­schen Län­dern viel lernen.

Die Grünen Alten haben versucht, aus einigen der Überlegungen konkrete Anträge für das Grundsatzprogramm zu entwickeln. Es wäre toll, wenn es zu unseren Überlegungen unter „Beteiligungsgrün“ bei der Netzbegrünung (ehemals Wurzelwerk, gleiches Passwort) viele Kommentare, Meinungen, weiterführende Ideen gäbe, damit unsere Gedanken eine Chance bekommen, aufgenommen zu werden. Also: nur zu, kommentiert, was das Zeug hält! 
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