GRÜNE Alte kandidiert für den Bundestag

Zum ers­ten Mal sind wir mit dem The­ma „Poli­tik für älte­re Men­schen“ auf eine GRÜNE Lan­des­lis­te zur Bun­des­tags­wahl gekom­men. Ich freu‘ mich total über Platz 9 (von ins­ge­samt 12 Plät­zen) auf der Lan­des­lis­te der Ham­bur­ger GRÜNEN – ein gro­ßer Schritt hin zu einer wirk­lich diver­sen Gesellschaft!

Hier ein Aus­zug aus mei­ner online gehal­te­nen Bewerbungs-Rede:

FSp. | GRÜNE ALTE

Lie­be Freun­din­nen und lie­be Freun­de,
wir wer­den die Bun­des­tags­wah­len nicht ohne die Alten gewin­nen – das wird ganz klar, wenn man sich die Wahl­er­geb­nis­se der Land­tags­wah­len aus Baden-Würt­tem­berg und die der Bür­ger­schafts­wah­len in Ham­burg genau­er ansieht. Und weil das so ist, bin ich heu­te hier.

Ich bin Chris­ta Möl­ler-Metz­ger und nun seit gut sie­ben Jah­ren aktiv in der GRÜNEN Alten­po­li­tik, seit über einem Jahr als senior*innenpolitische Spre­che­rin der GRÜNEN in der Ham­bur­gi­schen Bürgerschaft.

Mei­ne wich­tigs­ten Bot­schaf­ten heute:

  • 36 % aller Wähler*innen sind über 60 – das sind mehr als dop­pelt so vie­le, wie in der Grup­pe der unter 30-Jährigen.
  • Ü60-Jäh­ri­ge gehen über­durch­schnitt­lich oft wählen!
  • Und: Der Anteil älte­rer GRÜN-Wähler*innen ist auch in Ham­burg in den letz­ten Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich gestiegen!

Von Baden-Würt­tem­berg sind wir aller­dings noch weit ent­fernt, dort hat über ein Drit­tel der Ü60-Jäh­ri­gen GRÜN gewählt!

Und ich höre schon, dass jetzt eini­ge sagen: ja, ja, das ist der Kret­sch­mann-Effekt, das kann man nicht ver­glei­chen. Doch, man kann! Der soge­nann­te Kret­sch­mann-Effekt liegt näm­lich bei 13 %. Das ist viel – erklärt aber nicht, dass fast drei­mal so vie­le Älte­re dort GRÜN gewählt haben.

Des­halb mei­ne Auf­for­de­rung:
Lasst uns in die­sen Wahl­kampf auch die Per­spek­ti­ve der älte­ren Hamburger*innen ein­brin­gen. Optisch, mit Fotos auf Pla­ka­ten, auf Share Pics und Pos­tings, bei Gesprä­chen am Stand oder in Podiumsdiskussionen …

Anna­le­na Baer­bock hat bei ihrer ers­ten Rede als Kanz­ler­kan­di­da­tin gesagt, dass sie die Par­tei öff­nen will, Poli­tik für die Brei­te der Gesell­schaft machen möch­te. Das funk­tio­niert nur, wenn wir alle Gene­ra­tio­nen mit­neh­men, denn der demo­gra­fi­sche Wan­del ist da. Schon jetzt ist jede und jeder Vier­te bei uns über 60 Jah­re, dar­auf müs­sen wir vor­be­rei­tet sein.

Des­halb mache ich mich stark für die alters- und gene­ra­tio­nen­freund­li­che Stadt, die Age-fri­end­ly City. Ein Pro­jekt der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on, dem sich welt­weit 1.000 Städ­te und Gemein­den ange­schlos­sen haben. Das Gute an dem Kon­zept ist, dass es für alle Gene­ra­tio­nen Ver­bes­se­run­gen bedeu­tet: z. B. bei der Mobi­li­tät, wenn wir brei­te Fuß- und Rad­we­ge for­dern, dann hilft das auch Eltern, die mit Kin­der­wa­gen unter­wegs sind, oder die wol­len, dass ihre Kin­der sicher von der Schu­le nach Hau­se kommen.

Wir brau­chen leben­di­ge Orte für Men­schen, nicht nur für Konsument*innen, offe­ne Plät­ze und moder­ne Quar­tie­re mit gene­ra­ti­ons­über­grei­fen­den Begeg­nungs­stät­ten – das Mit­ein­an­der der Gene­ra­tio­nen pas­siert heu­te nicht mehr von allein. Ich hät­te gern alters­freund­li­che Bän­ke, nicht nur in Parks, son­dern an Plät­zen und Stra­ßen, wo man dem bun­ten Leben ein­fach auch mal zuschau­en kann. Und beson­de­re Freund­schafts­bän­ke, auf die man sich set­zen kann, wenn man Lust auf ein Gespräch hat. Wir müs­sen als Gesell­schaft wie­der mehr ins Gespräch kom­men, mit­ein­an­der reden, nicht über­ein­an­der, in der jewei­li­gen Blase.

In der Pan­de­mie haben sich beson­ders vie­le Men­schen ein­sam gefühlt, allein die Chat-Gesprä­che haben bei der Seel­sor­ge z. B. um 30 % zuge­nom­men. Aber auch sonst füh­len sich vie­le Men­schen allein – und das sind nicht nur die Älte­ren, gera­de auch vie­len Jün­ge­ren geht es so. Da gibt es mehr Gemein­sam­kei­ten zwi­schen Jung und Alt, als man­che denken.

Ich wür­de gern Pro­jek­te wie Woh­nen für Hil­fe för­dern: Student*innen woh­nen bei Älte­ren, denen die Woh­nung, das Haus zu groß gewor­den ist, und ein Teil der Mie­te wird mit Rasen­mä­hen, ein­kau­fen oder zusam­men spa­zie­ren gehen bezahlt. Oder fle­xi­bles Woh­nen: Woh­nun­gen las­sen sich ver­grö­ßern oder ver­klei­nern, je nach Lebens­si­tua­ti­on. Denn das ist das, was die meis­ten Älte­ren wol­len, in den eige­nen vier Wän­den woh­nen bleiben.

Und klar, es gibt es nicht die Älte­ren, und auch nicht die, die kon­ser­va­tiv immer das Glei­che wäh­len. Die Alt-68er*innen z. B. sind jetzt um die 75!

Die The­men der Älte­ren sind genau­so viel­fäl­tig, wie die aller ande­ren Gene­ra­tio­nen: Da geht es um Kli­ma, Frie­den, Mobi­li­tät, Gesund­heit, Sport, dem Aus­tausch im Quar­tier, bis hin zu kul­tur­sen­si­bler Pfle­ge, pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen und quee­ren Men­schen, die bis­her kaum jemand in Sachen Pfle­ge auf dem Schirm hat, es geht um Alters­dis­kri­mi­nie­rung, gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment und Teilhabe.

Das mit der Teil­ha­be hat bei der Digi­ta­li­sie­rung bis­her nicht so gut geklappt, die Hälf­te der über 65-Jäh­ri­gen – und zwar die mit gerin­gem Ein­kom­men und einer nicht so guten Aus­bil­dung, also in der Regel älte­re Frau­en und Migrant*innen – sind aktu­ell von digi­ta­ler Teil­ha­be aus­ge­schlos­sen. Da müs­sen wir gegensteuern.

In Ham­burg konn­te ich mit einem ent­spre­chen­den Antrag bereits digi­ta­le Schu­lun­gen, Leih­ge­rä­te und mehr WLAN auf den Weg brin­gen. Leih­ge­rä­te sind beson­ders wich­tig, denn Alters­ar­mut ist ein Pro­blem, das zunimmt. Auch des­halb brau­chen wir einen fle­xi­ble­ren Ren­ten­ein­tritt, damit die, die län­ger arbei­ten wol­len und kön­nen, das auch dür­fen. Das wür­de auch die Finan­zie­rung aus­kömm­li­cher Ren­ten erleichtern.

Die Älte­ren von heu­te sind nicht mehr die von vor 20 Jah­ren. Wir brau­chen neue Alters­bil­der, die dem tat­säch­li­chen Leben ent­spre­chen. Men­schen leben heu­te län­ger und blei­ben län­ger fit. Das ist eine tol­le Ent­wick­lung – und kei­ne Bedro­hung für die Gesell­schaft. Man muss sich nur recht­zei­tig dar­um küm­mern, jetzt die rich­ti­gen Wei­chen stel­len – und ver­ste­hen, dass wir Diver­si­tät brau­chen, die auch die Älte­ren mit ein­be­zieht, weil Diver­si­tät die Gesell­schaft nur berei­chern und vor­an­brin­gen kann.

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