Kultursensible Pflege Das DRK – Multikulturelle Seniorenzentrum „Haus am Sandberg“ in Duisburg-Homberg-Hochheide, NRW ist nicht nur ein Erfolg und seiner Zeit voraus, sondern einzigartig1997 öffnete diese multikulturelle Einrichtung ihre Pforten. Durch fachliche und bauliche Konzeptionsmerkmale hat es einen so genannten ethnischen Schwerpunkt vorgesehen: Der Entwicklung eines zunehmend größer werdenden Anteils älterer, pflegebedürftiger Menschen ausländischer Herkunft soll Rechnung getragen werden.Schon 1994 wurden in dem Projekt ESA – Ethnischer Schwerpunkt Altenhilfe – Vorüberlegungen zur Konzipierung eines internationalen Altenheims zur Integration ausländischer Mitbürger gestartet. Heute werden zentrale politische Forderungen und Diskussionen bundesweit über Integration geführt.Das Projekt ist voll gelungen, denn die damaligen konzeptionellen Überlegungen ließen sich in der Praxis mit Erfolg realisieren und tatsächlich auch die Versorgung und Integration pflegebedürftiger ausländischer Mitbürger sicherstellen.Zitat:„Die Öffnung eines Altenpflegeheimes für Menschen aus anderen Kulturkreisen ist kein leichtes Unterfangen und fordert für alle Beteiligten ein stetes wachsames interessiertes Wahrnehmen und Handeln. Durch den Einsatz von Empathiefähigkeit, Echtheit und der fast bedingungsfreien Akzeptanz untereinander ist ein Milieu herangewachsen, welches über das normale Maß hinaus ein humanes und teilhabendes Leben nicht nur für die älteren Menschen im „Haus am Sandberg“, sondern insbesondere im Gemeinwesen anstrebte und oftmals auch erreichte.“(Ralf Krause, Heimgeschäftsführer)Ein weiterer Schwerpunkt war die interkulturelle Organisationsentwicklung, d.h. die Belegschaft hat sich interkulturalisiert und die Dienstleistungen ebenso. Durch den langjährigen gemeinsamen Lernprozess hat sich ein kollektiv gebildetes Sinnsystem ergeben, was als Handlungsmuster nach außen und Sozialisationskraft nach innen wirkt. Das Altenheim hat 96 Plätze. 2005 lebten fünfzehn türkische, ein tunesischer und zwei niederländische BewohnerInnen in dem Haus.Die Leitung bietet den Mitarbeitern regelmäßig multikulturelle Fortbildung an, z.B. Sprachkurse und landeskundliche Kurse. Die Teams erhalten bei Bedarf spezielle Supervisionen. Kulturelle Fragestellungen bilden dabei den Schwerpunkt.Den Bewohnern und Angehörigen macht die Einrichtung besondere multikulturelle Angebote. Ein interkultureller Besuchsdienst, Gebetsräume für Christen und Muslime, eine internationale Bibliothek, ein wöchentlicher mediterraner Markt und die Ausrichtung von internationalen Festen gehören dazu. In den vergangenen Jahren waren 250 Besuchsgruppen aus aller Welt im Multikulturellen Seniorenzentrum.Dr. Jens Friebe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung, ist Experte für das Thema Pflege und Kultur: „ Ich kenne kein Haus mit vergleichbarem Konzept, das dem Leben im Alter so förderlich ist.“ Rein ethnischen Konzepten wie in Berlin, wo ein rein türkisches Altenheim gegründet wurde, steht er skeptisch gegenüber: Sie dienten nicht der Integration und seien von den medizinischen Diensten unter Umständen nur schwer zu kontrollieren.Dieses Beispiel von einem gut funktionierenden multikulturellen Seniorenzentrum ist dazu angetan, viele neue multikulturelle Altenheime folgen zu lassen, die in der Zukunft immer mehr gebraucht werden, denn auch in den Migrantenfamilien ist der Gang ins Altenheim oft die letzte aller Möglichkeiten, wenn die Familie nicht mehr in der Lage ist, die Betreuung zu gewährleisten. Altersdemenz, Alzheimer-Erkrankung oder Schlaganfälle, die eine Rundumbetreuung brauchen, machen es notwendig.(aus: Blätter vom Sandberg, Jubiläumsausgabe)zurückDiesen Beitrag teilen mit: