Podcast „Gelassen älter werden“ 11. Februar 202517. Februar 2025 Pro-Aging: Wozu wir eine neue Alterskultur brauchen? Ein Standpunkt von Christa Markl-Vieto, Vorsitzende der Grünen Alten In einer Gesellschaft, die den Jugendwahn zelebriert, braucht es eine starke Stimme für das Alter. Wir Grünen Alten stehen für ein neues Altersbild, das Altern als wertvolle Lebensphase begreift – als Zeit der Erfahrung, der Selbstbestimmung und des gesellschaftlichen Engagements. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, genau über dieses Thema im Podcast „Gelassen älter werden“ mit Bertram Kasper und Catharina Maria Klein zu sprechen. Unser Gespräch war inspirierend und tiefgehend, weil es nicht nur um persönliche Erfahrungen, sondern auch um strukturelle Veränderungen ging, die notwendig sind, um Altersdiskriminierung zu bekämpfen. Besonders spannend war die Frage, warum das Altern in unserer Gesellschaft so oft negativ behaftet ist und wie wir es schaffen können, eine neue Erzählung zu etablieren. Altern als Chance, nicht als Makel Noch immer erleben viele ältere Menschen Diskriminierung – sei es auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik oder im alltäglichen Leben. Dabei ist das Alter keine Bürde, sondern eine Ressource! Die größte Hürde ist oft nicht das Älterwerden selbst, sondern die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft es betrachtet. Im Podcast sprachen wir darüber, dass es höchste Zeit ist, Pro-Aging als gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu etablieren. Ich berichtete von meinen eigenen Erfahrungen innerhalb der Grünen Alten und wie schwer es oft ist, in politischen Strukturen ernst genommen zu werden. Besonders in Parteien müssen ältere Menschen oft um ihre Sichtbarkeit kämpfen, anstatt als selbstverständlicher Bestandteil der politischen Debatte wahrgenommen zu werden. Wir diskutierten, warum es wichtig ist, sich gegen Ageismus – also Altersdiskriminierung – zu wehren, und wie Initiativen wie die Grünen Alten dazu beitragen können, den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Besonders ein Zitat von Claudia Mahler, UN-Beauftragte gegen Ageismus, blieb mir im Gedächtnis: „Ageismus ist eine Kampfansage an das eigene spätere Ich.“ Dieser Gedanke hat mich tief bewegt, weil er zeigt, dass jeder Mensch früher oder später betroffen sein wird. Was sich politisch ändern muss Damit wir als Gesellschaft dem Alter gerecht werden, fordern wir: Eine UN-Konvention gegen Altersdiskriminierung, damit Ältere die gleichen Rechte genießen wie alle anderen Generationen. Mehr altersgerechten Wohnraum, damit Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt leben können. Eine Aufwertung der Pflegeberufe, um menschenwürdige Betreuung und bessere Arbeitsbedingungen zu sichern. Mehr Mitsprache für Ältere in der Politik, um ihre Anliegen und Bedürfnisse auf allen Ebenen zu vertreten. Diese Punkte wurden im Podcast intensiv diskutiert. Besonders die Frage des Wohnraums und der Pflegeberufe liegt mir sehr am Herzen, denn die Realität sieht oft düster aus. Wohnraum wird knapper und teurer, während Pflegeberufe nach wie vor unterbezahlt und wenig anerkannt sind. Wenn wir das Altern als Chance begreifen wollen, müssen wir genau hier ansetzen. Miteinander statt gegeneinander – Die Rolle der Generationen Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Dialog zwischen Jung und Alt. Uns Grünen Alten ist es ein Anliegen, Generationen zu verbinden – denn unsere Gesellschaft braucht sowohl die Dynamik der Jungen als auch die Weisheit der Älteren. In unserem Podcast-Gespräch betonten wir, dass es keine Konkurrenz zwischen den Generationen geben darf, sondern eine Zusammenarbeit. Die Grüne Jugend und die Grünen Alten haben in vielen Bereichen gemeinsame Interessen – sei es der Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder eine lebenswerte Zukunft für alle. Es braucht mehr Räume für echte Begegnungen und den aktiven Austausch zwischen Jung und Alt. Besonders inspirierend fand ich im Podcast ein Projekt in Mecklenburg-Vorpommern, das Rollstuhlpiloten einsetzt – eine Kooperation zwischen Schulen und älteren Menschen, bei der Jugendliche Rollstuhlfahrer begleiten und ihnen so mehr Mobilität ermöglichen. Solche Modelle zeigen, wie wertvoll generationsübergreifende Zusammenarbeit sein kann. Fazit: Die Zukunft ist altersfreundlich – wenn wir sie gestalten! Der demografische Wandel ist kein Problem, sondern eine Chance. Doch damit das Alter nicht zur sozialen Falle wird, braucht es mutige politische Entscheidungen und ein neues gesellschaftliches Bewusstsein. Mein Gespräch mit Bertram Kasper und Catharina Maria Klein hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir über diese Themen sprechen. Altern muss nicht versteckt oder bekämpft werden – es muss als selbstverständlicher und wertvoller Lebensabschnitt anerkannt werden. Lasst uns das Narrativ ändern – für eine Kultur des Pro-Aging! Christa Markl-Vieto Vorsitzende der Grünen Alten