
Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hatte die Grünen Alten nach Köln eingeladen, um dort über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Alter zu diskutieren. Moderiert haben Carolina Brauckmann und Georg Roth aus Käln und auch die Expert*innen waren hochkarätig besetzt: Professorin Dr. Eva-Marie Kessler von der Medical School Berlin war dabei, Mitglied der Neunten Altersberichtskommission sprach über Altersdiskriminierung (Ageismus), die bei der queeren Community besonders stark ist, das erste Mal gibt es nun profunde Daten zu Mehrfachdiskriminierung. Dazu gehöre Ignoranz, Exklusion, Verspottung, Respektlosigkeit, Beleidigung , Missbrauch, Benachteiligung, Bevormundung, Infantilisierung, Überhöhung („weise“ alte Menschen).

Dr. Regina Görner von der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) hielt einen flammenden Appell für mehr politische Teilhabe. Das LSBTIQ-Thema müsse einfach mehr in die öffentliche Diskussion. Die Demokratie müsse mit ihrer Vielfalt unbedingt geschützt werden. Und die Kommunen hätten offenbar den demografischen Wandel noch nicht verstanden, das beträfe alle älteren Menschen. „Da steht man vor Riesenbergen, die mit dem Teelöffel abgetragen werden!“
Dabei stünde in § 71 alles drin: Kommunen hätten die Aufgabe, Altenhilfe zu gewährleisten.
Einig waren sich alle Expert*innen, dass die Datenlage immer noch äußerst dünn ist. Besonders auch beim Thema Trans. Die Kommission hat deshalb zwei Expertisen in Auftrag gegeben.
Prof. Lottman von der Hochschule Magdeburg-Stendhal fasste die Erkenntnisse zusammen: Schwule Männer leben öfter allein, haben meist ein altershomogenes Netz und die Freunde altern mit. Deshalb sind sie auf Pflege im Alter oft angewiesen. Bei lesbischen Frauen ist es etwas anders, sie haben meist größere Netzwerke.

Ambulante und stationäre Pflege ist bisher auf die queere Community nach wie vor schlecht eingestellt. Bei Hospizen sieht es etwas besser aus.
Die körperorientierte schwule Szene setzt frühe Altersgrenzen, der sogenannte Gay Ageism sei besonders diskriminierend, so Prof. Kessler, weil er aus der Ingroup kommt, so dass sich ältere Schwule öfter einsam fühlen. Bei Lesben sei das nicht so. Einsamkeit ist aber auch bei ihnen ein Thema. Reingart Wagner vom Dachverband Lesben aus Hamburg erklärt, dass Lesben natürlich keine gut verdienenden Partner an ihrer Seite gehabt haben und Altersarmut sie oft betrifft. Niedrigschwellige offene Seniorenarbeit, Begegnungsorte, die nichts kosten, sind deshalb wichtig.
In Zukunft müssen unbedingt Zugehörige bei der Pflege mehr berücksichtigt werden. Pflege muss vom Staat bezahlt werden. Und wir brauchen mehr LSBTIQ-Wohnmodelle, die bezahlbar sind.

Zum Schluss gab es noch eine Abschlussdiskussion mit Politiker*innen, für die Grünen Alten war unser Vorstandsmitglied Christa Möller-Metzger dabei. Sie berichtete von dem Hamburger Aktionsplans für die Altersfreundliche Stadt und der neuen Globalrichtlinie für die offene Seniorenarbeit mit Schwerpunkt LSBTIQ und Migration. Es wurde von einer Arbeitsgruppe eine Art Blaupause für alle knapp 80 Seniorentreffs erarbeitet, um beides in die Seniorentreffs zu integrieren . U.a. Gibt es nun das Projekt Älterwerden unterm Regenbogen, das informiert und tolle Begegnungsformate für die Community anbietet.
Christas Fazit: Wir brauchen mehr Austausch, um Unterschiede zu verstehen und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Wichtige Veranstaltung!
Die Kurz- und die Langfassung des 9. Altersberichts gibt es hier.
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