Vom Pensionistenverband bis zur UN-Altenrechtskonvention: Internationale News der BAGSO!

Text: Christa Möller-Metzger

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen BAGSO hatte nach Bonn eingeladen: Die neunte Sitzung der Arbeitsgruppe Internationales tagte diesmal auf dem Gelände der Bundesministerien, etwas außerhalb vom Zentrum. Zutritt wird hier nur mit vorheriger Anmeldung und Personalausweis gewährt. Im grünen Hochhaus des Landwirtschaftsministeriums ging es dann los.

Sitzungsleiterin Ina Voelker kam angeschlagen mit Maske, ihre Kollegin Prof. Mollenkopf musste leider ganz zu Hause bleiben, die Grippe!

Ina Voelker von der BAGSO (links, kurz ohne Maske) mit Christa Möller-Metzger

Sie wurde aber bestens vertreten von Barbara Kahler, die Ina Voelker bei der Moderation unterstützte – und ganz frisch in den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss gewählt worden war. Wodurch sie von einem Tag auf den anderen 23 neue Termine in ihrem Kalender hatte… Der Ausschuss ist als Brücke zu Bürger*innen und EU Organen gedacht und Barbare Kahler wird demnächst berichten, was dort alles inhaltlich passiert.

Die BAGSO-Sitzung begann aber zunächst in Österreich, der Pensionistenverband war nämlich zu Gast in Bonn. In Österreich ist der Name Rente übrigens nicht üblich, man spricht allgemein von Pension. Beamte erhalten eben die Beamtenpension.

2,5 Mio Pensionisten leben in Österreich, davon sind 280.000 Mitglied im Verband mit 1650 Ortsgruppen. Da kann man schon ein bisschen Druck auf die Politik ausüben. Z.B. um einen Inflationsausgleich durchzusetzen oder auf den Weg zu bringen, dass in Österreich Pensionäre, die einen Kredit für Haus- oder Wohnungskauf brauchen, nicht von der Bank aus Altersgründen abgelehnt werden dürfen. 

Die Verbands-Mitglieder werden unterstützt bei Pflegegeldeingaben, Verbraucherfragen, der Steuererklärung und Sozialleistungen wie Heizkostenzuschuss und bekommen bei Bedarf auch juristische Beratungen.

Arnie auf dem Magazintitel des Pensionistenverbandes

Wichtig ist den Pensionisten eine gute Öffentlichkeitsarbeit, die das Altersbashing beendet. Sie wollen z.B. mit Social-Media-Kampagnen oder Arnold Schwarzenegger auf dem Printtitel für coolere Altersbilder sorgen. Sie haben Digitalcoaches, die man per Google Maps suchen kann und wollen nun eine Art Tinder für gemeinsame Aktivitäten entwickeln.

Für die Inflationsanpassung haben sie vor dem Parlament demonstriert und waren damit in allen Tageszeitungen. Sie wollen klar machen, dass alte Menschen keine Belastung, sondern ein Wirtschaftsfaktor sind. Deshalb geben sie jetzt eine Studie in Auftrag: Was würde es kosten, wenn der ehrenamtliche Einsatz der Älteren bezahlt werden müsste bei der Enkelarbeit, der Arbeit in Vereinen, bei der Feuerwehr… Aktiver Verband!

Dann ging es weiter mit einem Update zur Altenrechtskonvention. Die offene Arbeitsgruppe zu Fragen des Alterns hat ihre Arbeit im letztem Jahr eingestellt. Ein positives Signal, denn jetzt kann der Menschenrechtsrat sich mit den Ergebnissen befassen. Es wurden von der Arbeitsgruppe mehrere Empfehlungen für eine Konvention abgegeben. 

Die UN Generalversammlung musste sich ebenfalls damit befassen und hat nun UN Gremien beauftragt, die Empfehlungen der Arbeitsgruppe zu beachten. Der UN-Menschenrechtsrat arbeitet in Genf, eine neue Arbeitsgruppe wird eingerichtet, die zweimal im Jahr tagt. Interessenvertretungen können sich daran beteiligen.

Im Februar gibts die konstituierende Sitzung, man will sich an der UN Behindertenrechtskommission orientieren. Die Sitzungen sollen hybrid stattfinden, weil sich viele einbringen wollen. Alles soll transparent dokumentiert werden. 

Der Madrid International Plan of Action on Ageing (MIPAA) hatte zuletzt gezeigt, dass die bisherigen Ergebnisse in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich umgesetzt wurden und Altersdiskriminierung überall anhält. Der Plan wird jetzt aktualisiert mit einem Beteiligungsprozess, bei dem Seniorenorganisationen und internationale Expert*innen einbezogen werden. Im Vorfeld wird es im Dezember eine Veranstaltung geben. 2027 soll der aktualisierte Plan verabschiedet werden, Deutschland hat sich als Veranstaltungsort beworben.

30 Jahre nach dem bisher einzigen Weltgipfel für soziale Entwicklung 1995 in Kopenhagen findet nun der zweite Weltsozialgipfel , auf dem globale soziale Fortschritte diskutiert werden, Anfang November in Doha, Katar statt. Eine Abschlusserklärung ist schon verhandelt, die jetzt auch Bezug auf ältere Menschen nimmt. Die Bedeutung des demografischen Wandels soll damit sichtbar gemacht werden, Prof. Mollenkopf wird für die BAGSO fahren. 

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