European Green Seniors beim grünen Kongress in Lissabon

Ein persönlicher Bericht von Christa Möller-Metzger:

Metrostation Oriente in Lissabon

Leichter Nieselregen bei der Ankunft am hypermodernen Bahnhof Oriente, ringsum Hochhäuser, Hotels, Shoppingcenter, üppigste Christbaumdekoration und blinkende Lichter – sind wir wirklich in Lissabon? Aber ja, der 40. EGP Congress findet vom 5.-7. Dezember auf dem Gelände des ehemaligen Expogeländes statt, direkt am Ufer des Tejo. Titel des Kongresses: Laut für die Menschen, den Planeten und für Europa! Wir European Green Seniors (EGS) sind dabei und haben einen Stand in der großen Halle vor den Sitzungsräumen: Wir wollen neue Mitgliedsländer gewinnen 

Gaby, Kerstin, Vivianne, Christa, Terry an unserem EGS-Stand

Das Board der Green Seniors wird diesmal vertreten von Kerstin aus Schweden mit ihrer Stellvertreterin Vivianne, Pirkko aus Finnland, Irmgard aus Österreich, Erwin aus UK, Gaby aus Luxemburg und mir, Christa, aus Deutschland. 

Wir haben einen wunderbaren Standplatz direkt neben der Federation of Young European Greens (FYEG) und dem Committee of the Regions (CoR), mit denen wir einen gemeinsamen Workshop veranstalten: Generation together – Intergenerational Fairness in Practise. 

Heiko vor Infos und Goody-Teller

Von Anfang haben wir viel Besuch, Heiko Knopf und Pegah Edalatian vom Bundesparteivorstand, Terry Reintke, Co-Vorsitzende der Grünen Europafraktion, Tilly Metz, EU-Abgeordnete aus Luxemburg, Thomas Waitz, EU-Abgeordneter aus Österreich und viele mehr. Und so viele Interessierte aus den unterschiedlichen Ländern. Eine bulgarische und ein serbischer Delegierte*r wollen zuhause unbedingt eine Senior-Gruppe gründen, wie toll!

Als weihnachtliches Goody hatten wir aus all unseren Ländern Kekse mitgebracht, was sich schnell herumsprach. Besonders die deutschen Schoko-Lebkuchen waren äußerst beliebt. 

Das neue Board mit Rodica, Gaby, Kerstin, Erwin, Christa, Irmgard, Pirkko und Vivianne. Nicht dabei: Robert und Henk

Bei unserer General Assembly konnten wir drei neue Mitglieder aufnehmen: Robert Crivit aus Belgien, der gleichzeitig Schatzmeister sein wird, einen Vertreter für die Niederlande, Henk Nijmejer und eine Vertreterin aus Rumänien, Rodita Barbuta. 

Gaby und ich sind jetzt Co-Chairs.

Es wird immer mehr Grünen klar, dass wir die älteren Menschen einbeziehen müssen, die einen Großteil der Bevölkerung und der Wähler*innen ausmachen. 

Podium mit dem Co-Sprecher der grünen Jugend, dem stellvertretenden Bürgermeister bei Warschau, EGS-Co-Chair Christa

In der Podiumsdiskussion beim voll besetzten Workshop zur intergenerationellen Fairness hab ich deshalb auch davor gewarnt, die Generationen gegeneinander auszuspielen. Ich finde schon den Begriff Generationen-Fairness schwierig – und noch mehr den Begriff Generationen-Gerechtigkeit. Für uns Grüne sind Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft doch oberste Ziele. Wie könnten wir da auf Kosten anderer Generationen leben? Wir Green Seniors haben uns immer schon für Biodiversität, gegen Plastikverschmutzung, für Recycling eingesetzt. Also selbstverständlich immer an die Zukunft gedacht. 

Wir müssen die Bedürfnisse aller Menschen sehen: Die Armut nimmt sowohl bei Senior*innen als auch bei Kindern zu, und gerechte Renten sind sowieso ein Thema für alle Generationen.

Volles Haus beim Workshop

Jede und jeder wird irgendwann alt, auch wenn es für junge Menschen noch weit weg scheint.

Der Klimawandel trifft natürlich die kommenden Generationen besonders hart, aber ältere Frauen sterben schon jetzt an den immer häufigeren Hitzewellen.

Also: Schluss mit den Generationenkonflikten, wir brauchen mehr Solidarität.

Get-together im Casa do Alentejo

Wir haben ein Verteilungsproblem, ein Steuerproblem, ein Rentenproblem – aber kein Problem zwischen den Generationen!

Die Generationendebatte lenkt eher von den eigentlichen Problemen ab.

Es wäre viel besser, grundsätzlich über Gerechtigkeit sprechen.

Und es gibt nicht die jungen Menschen und die alten Menschen – Bildung, Einkommen und Werte unterscheiden viel stärker als das Alter.

In den anschließenden Gruppendiskussionen wurden viele gute Vorschläge eingebracht, z.B. auch Freundschaftsbänke, die nicht nur in Hamburg, sondern auch in der Nähe von Warschau gegen Einsamkeit aufgestellt werden. 

Aktion gegen Wohnungsarmut

Am 2. Tag gab es eine Aktion auf dem São Domingos Square, einem Platz mitten in der Stadt, um auf die Wohnungsarmut hinzuweisen.

Leider war die Aktion nur mit der Grünen Jugend geplant. Dabei betrifft das Thema auch gerade viele ältere Menschen. 

Anschließend ging es zu weiteren Vorträgen und zum gemeinsamen späten Abendessen ins berühmte Alentejo Haus, das innen reich verziert ist mit wunderschönen alten bemalten  Kacheln. 

Ursprünglich sollte für unseren sehr geschätzten, viel zu früh verstorbenen Präsidenten Jan Kris Fierens ein Kondolenzbuch für alle EGP-Congress-Besucher*innen ausliegen. EGP hat kurzfristig umgeplant, und es gab zwei Reden zur Erinnerung an Kris, eine von der Generalsekretärin der Partei, Benedetta de Marte und eine durfte dankenswerterweise ich halten. Ein Kondolenzbuch haben wir an unserem Stand ausgelegt.

Dir hätte es in Lissabon gefallen, lieber Kris, wir vermissen dich sehr! 

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