Altersbilder – von I. Borretty

03.05.2009

sombrero-1082322_1280Zur Anhörung der Sechsten Altenberichtskommission mit den Senioren-Organisationen in Leipzig am 2. April 2009

Thema: Altersbilder in der Politik

Sechs Grund­aus­sa­gen des Kurz­re­fe­ra­tes von Ingrid Bor­ret­ty, Ex-Vor­sit­zen­de des Bun­des­ver­eins DIE GRÜNEN ALTEN.

1. 
Die jewei­li­gen gesell­schaft­li­chen Alters­bil­der sind stark von der eige­nen Ein­schät­zung, den eige­nen Erfah­run­gen und Beob­ach­tun­gen abhän­gig. Die­se wer­den natür­lich wie­der­um durch die Medi­en und durch die Poli­tik der Par­tei­en geprägt. Es besteht eine star­ke Wech­sel­wir­kung. Daher spre­che ich ger­ne von „gefühl­ten Altersbildern«.

2.
Es gibt zwei gro­ße Ten­den­zen, die das Alters­bild, jeweils extrem gegen­sätz­lich, beschreiben:
Einer­seits „alt, arm, krank, benach­tei­ligt und pas­siv« und ande­rer­seits „jung geblie­ben, betucht, gesel­lig, attrak­tiv und aktiv«.

3. 
So kann ich als Grü­ne von den GRÜNEN ALTEN erfah­ren, dass eigent­lich kei­ner alt sein will. Viel­mehr wird die Bezeich­nung „Alte« häu­fig als Beschimp­fung ver­wen­det oder wie eine Krank­heit gesehen.
Und angeb­lich ist der Name DIE GRÜNEN ALTEN sogar Anlass, nicht bei uns ein­zu­tre­ten. Viel­mehr hät­ten eini­ge es lie­ber gese­hen, wenn wir uns z.B. Immer­grün oder Regen­bo­gen genannt hätten.
All­ge­mein gesell­schaft­lich wird daher auch am liebs­ten von den Sil­ber­nen, den Best-Agers, den jun­gen Alten oder der Gene­ra­ti­on 50 plus gespro­chen. Das ist man übri­gens noch mit sieb­zig. Wäh­rend man mit sech­zig Ü30 ist.

4.
Die Par­tei­en bedie­nen natür­lich die­se oben genann­ten Bil­der u.a. mit ihren Wahl­pro­gram­men (Stand April 2009).
Je mehr „links«, um so ärmer und benach­tei­lig­ter sind die Alten. Und wäh­rend bei der CDU vor allem das bür­ger­schaft­li­che Enga­ge­ment der Senio­ren geför­dert wer­den soll, wer­den bei den GRÜNEN im Wahl­pro­gramm 2009 gleich bei­de Alters­bil­der bedient, da man sich nicht eini­gen kann, ob man jetzt „rechts« oder „links« ist.

5.
Tat­säch­lich stim­men natür­lich bei­de Bil­der und Lebens­wel­ten. Es gibt sie eben nicht d i e Alten und damit d a s Alters­bild, son­dern älte­re und alte Men­schen sind in ihren Wün­schen, Hoff­nun­gen, Lebens­ent­wür­fen und wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen genau­so unter­schied­lich wie die rest­li­che Bevölkerung.
Es gibt natür­lich die Armen u n d Attrak­ti­ven, die Betuch­ten u n d Ein­sa­men, die Akti­ven u n d Kran­ken, die Gesel­li­gen u n d Benachteiligten.….

6.
Ich hof­fe auf Ent­span­nung und mehr Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen den Alters­bil­dern. Ich glau­be auch nicht, dass es grö­ße­re Kon­flik­te zwi­schen Jung und Alt, wie eini­ge befürch­ten, geben wird. Viel­mehr könn­te die Kluft zwi­schen den älte­ren und alten Men­schen selbst immer mehr zuneh­men. Stei­gen­de Alters­ar­mut und ver­lo­re­nes Ver­mö­gen durch die Wirt­schafts­kri­se könn­ten zu Kon­flik­ten zwi­schen „armen« und „rei­chen Alten« führen.
Hof­fungs­froh stimmt mich aller­dings die Tat­sa­che, dass die nächs­ten Rent­ne­rin­nen die­je­ni­gen sein wer­den, die von der Frau­en­be­we­gung der 70er Jah­re pro­fi­tiert haben oder gar selbst betei­ligt waren. Viel­leicht ent­steht dann ja ein Abbild des Alters, das von auto­no­men, selbst bewuss­ten und soli­da­ri­schen älte­ren und alten Men­schen redet. Vielleicht !

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