Die Mannheimer Erklärung der BAGSO – Worauf es ankommt

Anlässlich des 14. Deutschen Seniorentags, 2025 veröffentlichte die BAGSO mit der Mannheimer Erklärung ein Manifest der Älteren. Es greift Themen auf, die aus Sicht von Älteren, heute wichtig sind.

Ausgehend vom Selbstverständnis der BAGSO-Verbände als bedeutsamer Teil der Zivilgesellschaft unterstreicht die Mannheimer Erklärung Rolle, Anspruch und Auftrag der Älteren im Hinblick auf die Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben. Die Mannheimer Erklärung will alle Älteren ermutigen, die anstehenden Herausforderungen mitverantwortlich anzupacken und sich für ein gutes Leben im Alter, ein bereicherndes Miteinander, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und eine lebendige Demokratie einzusetzen.

Es folgen einige Zitate und am Ende der Link auf die vollständige Erklärung.

Vom Wert des Alters

Wir leben in herausfordernden, widersprüchlichen Zeiten. Vieles, was früher sicher oder doch erwartbar erschien, ist mittlerweile ungewiss geworden. Der Krieg in Europa macht uns unsere Verletzlichkeit bewusst und wird das Leben der Menschen auch in Deutschland einschneidend verändern. Der Glaube an Wachstum und Fortschritt schwindet, und viele fürchten sich vor Wohlstandsverlust. Zugleich müssen dringend Antworten auf die großen ökologischen Krisen gefunden werden. Die lange Zeit gängige Erwartung, dass es künftigen Generationen einmal besser gehen werde als den jetzigen, wird heute kaum noch geteilt. In einer Zeit tiefgreifenden Wandels und damit verbundener Verunsicherungen bringen wir Älteren wichtige Ressourcen ein, um eine für alle Generationen lebenswerte Zukunft mitzugestalten. …

Mitverantwortlich leben

Wir Älteren sind bereit, uns für Neues zu öffnen und von den damit verbundenen Chancen zu profitieren. Wir wollen uns den künftigen Herausforderungen und Fragen stellen: Wie können die Demokratie gestärkt, die Vielfalt bewahrt, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus überwunden werden und Zusammenhalt und Solidarität in der Bevölkerung wachsen? Wie können wir die Erde auch für künftige Generationen als Lebensraum bewahren? Wie lässt sich sicherstellen, dass die technischen und digitalen Entwicklungen den Menschen auch künftig Arbeit und Wohlstand ermöglichen? Wie lassen sich die manipulativen Wirkungen von Sozialen Medien begrenzen und die Risiken der Künstlichen Intelligenz wirkungsvoll einhegen? …

Respektiert werden

In unserer Gesellschaft dominiert das Leitbild des leistungsfähigen, fitten, flexiblen und jederzeit verfügbaren Menschen. Dadurch geraten wir Älteren unter Druck: Das Alter wird vorwiegend mit negativen Vorstellungen und Defiziten verbunden und diskriminiert. So werden ältere Menschen als Last empfunden und an gesellschaftlicher Teilhabe gehindert. …

Worauf es heute ankommt

Eingebunden sein

Auch wir Älteren sind auf menschliche Begegnungen und das Eingebundensein in eine Gemeinschaft angewiesen – nicht zuletzt dann, wenn Verwandte und Freunde nicht in der Nähe leben oder bereits verstorben sind. Deshalb pflegen wir unsere Netzwerke, suchen den Kontakt zu anderen und nehmen uns Zeit für Gespräche in unserer Nachbarschaft. …

Sich gesellschaftlich einbringen

Viele von uns Älteren engagieren sich in unterschiedlichen Bereichen freiwillig vor Ort, in Vereinen und Organisationen. Wir bringen unsere Zeit und unsere Fähigkeiten in Nachbarschaften ein, sorgen für die Familie und Freunde, übernehmen Verantwortung und gestalten das gesellschaftliche Leben im Gemeinwesen aktiv mit. …

Bildungschancen nutzen und aktiv bleiben

Das aktive Leben und die persönliche Weiterentwicklung enden nicht mit dem Eintritt in den Ruhestand. Zu einem möglichst gesunden Älterwerden gehören nicht nur Sport und Bewegung, sondern auch die Bereitschaft sich lebenslang weiterzubilden. Denn Lernen ist auch im Alter ein Schlüssel zu Teilhabe, Selbstbestimmung und persönlicher Entfaltung. …

Digital und analog teilhaben

Die Digitalisierung hat inzwischen alle Lebensbereiche erfasst. Dem können und wollen wir uns nicht verschließen, weil wir auch als Ältere davon profitieren: Virtuelle Treffen und die Nutzung Sozialer Medien fördern den Kontakt zu Familien und Freunden, Nachrichten können auf digitalem Weg schnell ausgetauscht werden, digitale Dokumente lassen sich einfach vergrößern, Informationen sind schnell zugänglich. KI-Entwicklungen wie autonome Mobilitätsservices lassen zudem viele Erleichterungen im alltäglichen Leben erwarten. …

Helfen und sich helfen lassen

Helfen und Hilfe annehmen – das ist ein zentraler Grundsatz menschlichen Miteinanders. Vielen von uns Älteren fällt es leicht, anderen zu helfen. Hilfe anzunehmen ist hingegen für manche von uns schwieriger. Der Wunsch nach einer selbstständigen Lebensführung und die Sorge vor Autonomieverlust können Gründe dafür sein. Es ist wichtig, Hilfe nicht als Abhängigkeit zu begreifen, sondern als Unterstützung bei dem Bemühen, Selbstbestimmung und Selbstständigkeit zu erhalten. Dies zu lernen und die eigene Verletzlichkeit zu akzeptieren, ist eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Leben im Alter. …

Sich aktiv für die Demokratie einsetzen

Demokratie ist die Grundlage für ein gutes Leben in allen Lebensphasen. Im globalen Vergleich ist es ein Privileg, in einem demokratischen Staat zu leben. Dies gilt es sich immer wieder bewusst zu machen. Derzeit erleben wir, wie dringend notwendig es ist, diesen Rahmen für Freiheit, Gleichheit, soziale Teilhabe und Gerechtigkeit aktiv zu schützen. Jede und jeder kann dazu einen Beitrag leisten – im Kleinen wie im Großen. …

Es kommt auf uns alle an!

In Zeiten der Verunsicherung durch vielfältige Krisen und einschneidende gesellschaftliche und politische Veränderungen ist es wichtig, sich gemeinsam auf das Wesentliche zu besinnen.

Es kommt darauf an, Kraft zu schöpfen, sich gegenseitig zu stärken und voller Energie die nächsten Schritte zu gehen. Das gilt im eigenen Leben wie in Politik und Gesellschaft. Wir sehen, was wir schon erreicht haben und was noch zu tun ist.

Zunächst ist die Politik gefordert, denn es kommt auf förderliche Rahmenbedingungen an: Wir Älteren erwarten von den politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen, dass sie sich für ein selbstbestimmtes, mitverantwortliches und gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit einsetzen. Wir erwarten, dass sie ein differenziertes, zeitgemäßes Bild vom Alter fördern und das Alter als Lebensphase mit besonderen Bedürfnissen und Herausforderungen, Kompetenzen und Ressourcen wahrnehmen – letzteren aber auch Raum geben, damit sie sich zum Wohle der Gesellschaft entfalten können.

Wir wollen mit anpacken – auf der Grundlage von Fakten und gemeinsamen Überzeugungen – nicht zuletzt deshalb, weil die Gesellschaft unser Engagement braucht. Wir wollen mit Mut und Zuversicht gemeinsam neue Wege eröffnen. Wir wollen eintreten für ein vielfältiges, bereicherndes Miteinander, eine lebendige Demokratie und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Wir unterstützen die Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Wir sind aber auch offen für Impulse und neue Perspektiven, die aus dem Mut und der Veränderungsbereitschaft der jüngeren Generationen erwachsen. Es ist uns wichtig, dass die nächsten Generationen ihr Leben mit Vertrauen und Zuversicht gestalten können. Wir wollen die Erwartungen und Sorgen der Jungen hören und verstehen, wir wollen sie mit unseren Erfahrungen auf ihrem Weg begleiten und dabei von ihnen lernen.

Worauf es ankommt?
Es kommt auf uns alle an!

Mannheim, 3. April 2025

Zur Seite des Deutschen Seniorentages, von wo die PDF-Datei heruntergeladen und/als Drucksache www.deutscher-seniorentag.de/programm/mannheimer-erklaerung/ bestellt werden kann.

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