Ethische Fragen zum Einsatz von neuen Technologien in der Pflege

Antonia Schwarz

Bei­trag von Anto­nia Schwarz in dem Work­shop: »Ethi­sche Fra­gen zum Ein­satz neu­er Teil­ha­be und Selbst­be­stim­mung im Alter Tech­no­lo­gien in der Pfle­ge und im Alter« im Rah­men der Ver­an­stal­tung »The Future of Care – Mensch­li­che Pfle­ge in einer digi­ta­len Welt« der Bun­des­tags­frak­ti­on von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN am 18. Febru­ar 2020 in der Kalk­scheu­ne in Ber­lin.
Ich fan­ge jetzt mal mit den sinn­vol­len digi­ta­len Hilfs­mit­teln an, deren Ein­satz dazu bei­tra­gen die Selbst­be­stim­mung und Teil­ha­be zu ermög­li­chen und zu erleichtern.

Dazu zäh­len:

  • Knie­or­the­se z. B. nach einem Schlaganfall;
  • Exo­ske­lett des Dau­men, wenn die­ser nicht mehr beweg­lich ist;
  • Elek­tro­ni­sche Medi­ka­men­ten­spen­der – Auto­ma­ti­sche Ver­blis­te­rung in Dosiertütchen.
  • Apps, mit denen über Akti­vi­tä­ten im Nah­raum infor­miert wird.
  • Der Ein­satz von tele­me­di­zi­ni­schen Ver­fah­ren kann dazu bei­tra­gen, dass die regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le von Labor­pa­ra­me­tern in der eige­nen Häus­lich­keit durch­ge­führt wer­den kann und damit die Belas­tung von anstren­gen­den Trans­por­ten durch Ter­mi­ne außer­halb der eig­nen vier Wän­de ent­fällt bzw. begrenz­bar ist. 

Bei einem Teil der Anwen­dun­gen von Pfle­ge­ro­bo­tik wird davon aus­ge­gan­gen, dass die zwi­schen­mensch­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on durch einen Robo­ter ersetzt wer­den kann. An die­ser Stel­le sind aber sehr deut­li­che Gren­zen angebracht.

Pfle­ge­be­dürf­tig­keit und chro­ni­sche Erkran­kun­gen wer­den von vie­len lang­fris­tig erkrank­ten Pati­ent *innen als exis­ten­ti­el­le Kri­se wahr­ge­nom­men, ins­be­son­de­re dann, wenn die Pfle­ge­be­dürf­tig­keit oder die Erkran­kung mit einem Ver­lust von Fähig­kei­ten, Eigen­stän­dig­keit und Selbst­be­stim­mung ein­her­geht. Sol­che Patient*innen und Pfle­ge­be­dürf­ti­ge wün­schen sich von ihrem/ihrer Arzt/Ärztin, den Beschäf­tig­ten in der Pfle­ge und den the­ra­peu­ti­schen Beru­fen nicht nur tech­ni­sche, medi­zi­ni­sche und pfle­ge­risch­the­ra­peu­ti­sche Exper­ti­se, son­dern vor allem auch Empa­thie und emo­tio­na­le Anteilnahme.

Empa­thie, mensch­li­che und kör­per­li­che Zuwen­dung sind daher zen­tra­le Aspek­te guter Pfle­ge und der medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung, und soll­ten auch im grü­nen Kon­text im Zen­trum des Dis­kur­ses stehen.

Pfle­ge ist in beson­de­rer Wei­se Arbeit in der Pri­vat­sphä­re. Im kör­per­li­chen Kon­takt und in der zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hung kommt es zur gro­ßen Nähe, tabui­sier­te Berei­che der Intim­sphä­re wer­den berührt. Die situa­tions- und kon­text­ge­bun­de­ne Bezie­hungs­ar­beit erfor­dert eine mehr­schich­ti­ge Wahr­neh­mung der Gesamt­si­tua­ti­on. Aus mei­ner Sicht sind daher Zwei­fel ange­bracht, ob Robo­ter und Maschi­nen die­se kom­ple­xe sozia­le und emo­tio­na­le Kom­pe­tenz erbrin­gen können.

Bezo­gen auf die Kom­mu­ni­ka­ti­on stel­len sich für den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen Fra­gen, wie:

  • Wie lan­ge will ich eine lebens­ver­län­gern­de Behand­lung zulassen?
  • Wie gehe ich mit den Ein­schrän­kun­gen einer schwe­ren Erkran­kung um? Ist mein Leben jemals wie­der lebenswert?
  • Wie möch­te ich die letz­ten Jahre/Wochen/Monate mei­nes Lebens verbringen?
  • Wem ver­traue ich, wenn es dar­um geht, dass ich nicht mehr selbst ent­schei­den kann?

Für die Aus­ein­an­der­set­zung mit sol­chen Fra­gen ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit einem ech­ten Men­schen erfor­der­lich. Hier reicht auch oft nicht die ein­ma­li­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on, son­dern die regel­mä­ßi­ge Prä­senz von Gesprächs­part­ner*in­nen.

Hier ist der Link auf die Auf­zeich­nung der Haupt-Ver­an­stal­tung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 18. Febru­ar 2020 in der Kalk­scheu­ne in Ber­lin: https://youtu.be/czsTWiWs62U

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