Gesundheit & Grundrechte schützen 8. April 202022. Mai 2020 | Antonia Schwarz Webinar: „Wie können wir die Gesundheit und unsere Grundrechte schützen“ Am 08.04.2020 fand von 20:30 bis 22:00 Uhr, veranstaltet durch den Landesvorstand der Bündnisgrünen NRW, dieses Webinar statt.Grundlagen:Nach wie vor übertragen Menschen, die nicht zu den sogen. Hauptrisikogruppen gehören, sogenannte asymptomatische Virusträger die Erreger der Corona-PandemieEpidemiologen gehen davon aus, dass es eine hohe Zahl von Infizierten gibt, die unbekannt sind.In der Gefahr, an den Folgen der Infektion zu sterben stehen folgende Gruppen: Menschen mit bestimmten Vor- und Mehrfacherkrankungen (multimorbide), Menschen in einem hohen Lebensalter, Raucher*innen,Mittlerweile spielen die sogen. nosokomialen Übertragungen eine große Rolle, d. h. durch Übertragung erworbene Infekte in den Institutionen Pflegeheime, Krankenhäuser und Betreuungseinrichtungen. Die Ausbreitung in diesen Institutionen gilt inzwischen als dominante Ausbreitung.Ca. ein Drittel der Beschäftigten der genannten Einrichtungen gelten als infiziert, ohne dass sie immer deutliche Symptome haben.Der Erreger breitet sich über lokal begrenzte Cluster aus (z. B. Heinsberg, Würzburg, Wolfsburg.Mortalität:Die Zahl der Todesfälle, die zweifelsfrei an den Folgeerkrankungen des Covid-19-Erregers sterben gilt als überschätzt, weil nicht unterschieden wird, welcher Anteil der Menschen aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen versterben.In ähnlicher Weise betroffen sind deutlich jüngere Menschen, z. B. nach einer Organtransplantation, Menschen, die in letzter Zeit mit Zytostatika gegen Krebs behandelt wurden, deren Gemeinsamkeit besteht in einer sehr gesenkten Immunabwehr. Menschen, die gelähmt sind und ihre sogen. Atemmuskulatur nicht verwenden können, weil sie nicht abhusten können. Jüngere Menschen mit einer ausgeprägten asthmatischen Erkrankung. Im Einzelfall werden auch jüngere Menschen intensivpflichtig. Der Virologe Drosten (Charité) erwähnt aber auch bei jüngeren Menschen schwere gesundheitliche Schäden.Präventionsstrategien:Die Wirksamkeit von Abstand halten gilt inzwischen als begrenzt. Es gibt zudem das paradoxe Phänomen, je mehr eine Ausbreitung verhindert wurde, desto eher ist mit einer zweiten Welle zu rechnen.Ein multiprofessionelles Expertenteam empfiehlt aktuell die Konzentration auf folgende Schwerpunkte:Konzentration auf die vier Risikobereiche: Alter, Multimorbidität unabhängig vom Alter, Kontakte in Kliniken, Altenheime und Betreuungseinrichtungen oder betroffen als Teil eines Clusters wie z. B. in den Heimen mit hoher Todesrate.Sie betonen, dass Ältere Menschen, die nicht multimorbide sind, kein größeres Risiko tragen als andere BevölkerungsgruppenKlare Trennung der Betreuungs- und Behandlungsprozesse der Infizierten und Nicht-InfiziertenEtablierung von Spezialist*innengruppen (Task Force) für die Hochrisikobereiche, die auf entstehende Cluster reagieren.Balance in Richtung gesellschaftliche WirkungenDie partielle Präventionsstrategie des Shutdown war zunächst die richtige Strategie. Sie birgt aber Gefahren und gesellschaftliche Konfliktpotentiale:Entstehung sozialer Ungleichheit und andere Konflikte wie z. B. Konflikte mit den juristischen und bisher geltenden maßgeblichen Regeln (Normen) unserer Gesellschaft.Menschen mit niedrigem Einkommen und kleine Selbstständige sind von den Maßnahmen, die für alle gelten, stärker betroffen als Personen mit größeren finanziellen Spielräumen.Demokratische Grundsätze und die Rechte von Bürger*innen dürfen nicht gegen die Gesundheit ausgespielt werdenDie vermeintliche Alternativlosigkeit des staatlichen Handelns muss demokratischen Auseinandersetzung gegenübergestellt werden. Ökonomische Risiken verstärken die LegitimationsproblemeEs muss immer wieder klar gestellt werden, dass die Bürger*innenrechte wichtig sind und nur kurzfristig eingeschränkt bleiben dürfen.Zu den Vorschlägen der OBs von Düsseldorf Geisel und Tübingen PalmerZu den Vorschläge und Gedankenspielen, Risikogruppen wie insbesondere Ältere in verschärfte Quarantäne zu schicken und die Beschränkungen für den Rest der Bevölkerung aufzuheben, sagt der Leiter der Infektologie der Uni Köln, Prof. Fätkenheuer. Wenn man das durchrechnet, würden noch immer mehr als 100.000 Menschen unter 50 sterben. Das hört sich unkalkulierbar an. Will die Gesellschaft solche Kollateralschäden hinnehmen?Wenn OB Geisel sagt, die Krankenhäuser seien gut präpariert worden, muss genauer nachgehakt werden, was dies heißt, wenn immer mehr Gesundheitspersonal selbst infiziert ist.Zweitens muss man, wenn es um die Gesundheit und die Letalität geht auch gegenrechnen, welche negative Wirkung es auf die Gesundheit von Hochbetagten hat, wenn sie z. B. ihre Physiotherapie nicht mehr erhalten. Wie wirkt sich Einsamkeit und Depression auf die Gesundheit aus; besteht da nicht die große Gefahr, dass wir mehr Demenzerkrankungen in Kauf nehmen, weil die Anregungen fehlen und der wichtige Kontakt zu Menschen, die wertvoll sind und Halt geben.Manchmal wird über Hochbetagte gesagt, dass sie „eigensinnig“ sind. Wenn man sich das Wort genauer ansieht, dann steckt dort der eigene Sinn drin. Wenn es alleine lebenden älteren Menschen gut tut, jetzt im Frühling rauszugehen, sich zu bewegen, die Natur zu genießen, dann wird das zuzulassen mehr zur Gesundheit beitragen als die vollständige Isolation zuhause. Natürlich ist Vorsichtigkeit angebracht, sich nicht großen Menschenmengen auszusetzen, konsequente Händehygiene und vielleicht auch ein geeigneter Mundschutz. – Boris Palmer, OB ThüringenKommentar:Er spricht gar von einem neuen Generationenvertrag. Die Älteren sollen sich mal einsperren lassen, damit die Jungen zukünftig noch ihre Rente bezahlen können. Niemand kann im Moment sagen, wie lange das gelten soll.Sie sollen sich durch Ehrenamtliche versorgen lassen, nicht mehr selbst rausgehen. Auch er nimmt den Kollateralschaden in Kauf und macht es gar zur moralischen Verpflichtung an die Älteren, selbst nicht mehr die Verantwortung zu übernehmen, für das was sie tun oder lassen. Hinter diesem Gedanken steckt die Idee des sogenannten „Cocooning“. Ich bin dafür, an solchen Stellen die Dinge beim Namen zu nennen und die eklatante Einschränkung von Grundrechten nicht mit der vermeintlichen Fürsorge zu verbrämen.Wir Menschen sind soziale Wesen, nicht jeder ist für die Einöde gemacht. Mein 91-jähriger Schwiegervater hat kürzlich seine Lebensgefährtin durch Tod verloren. Er wohnt in der eigenen Häuslichkeit, also nicht bei uns. Traditionell hat er ein großes Redebedürfnis. Mein Mann trifft sich häufiger mit ihm, zum Spazieren. An Ostern wird er bei uns zu Gast sein. Wir werden gemeinsam essen und mit ihm auch rausgehen, um in unserem kleinen Garten zu sitzen. Für ihn bedeutet das unheimlich viel. Warum sollten wir ihm diesen Wunsch verwehren, wenn wir gleichzeitig auch vorsichtig sind?– Antonia Schwarz
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Sexuelle Vielfalt im Alter 18. November 202318. November 2023 Ältere Menschen sind ähnlich different, wie die Jungen auch. Während die einen in ihrer Jugend sich an Aktionen gegen AKWs beteiligt haben, in der Friedensbewegung und/oder im Naturschutz aktiv waren, haben sich die anderen ausschließlich um Familiengründung und ihr privates Fortkommen gekümmert. Dies ändert sich auch im Alter oft nicht und betrifft den Musikgeschmack, Freizeitverhalten, Art der Freundschaften, politische Aktivitäten und nicht zuletzt die Beteiligung der Älteren an digitalen Welten.