Möglichst lange im eigenen Heim – mit digitalen Hilfsmitteln?

 Text: Gerd Baumer 

In der süd­deut­schen Uni­ver­si­täts­stadt Tübin­gen hat­ten drei Pro­fes­so­ren der Uni­ver­si­tät die Idee, ein Mus­ter­haus mit mög­lichst vie­len digi­ta­len Hilfs­mit­teln zu erstel­len, um grö­ße­ren Krei­sen inter­es­sier­ter Mit­men­schen auf­zu­zei­gen, was der „Markt der digi­ta­len Mög­lich­kei­ten“ im frü­hen 21. Jahr­hun­dert der­zeit zu bie­ten hat.
Als For­schungs­pro­jekt soll es die Unter­su­chung der All­tags­taug­lich­keit der Unter­stüt­zungs­sys­te­me ermög­li­chen. Es ent­stand das „Lebens­pha­sen­haus“ http://www.lebensphasenhaus.de

Die Pla­nungs­pha­se begann 2005 und 2015 star­te­te die Bau­pha­se unter Betei­li­gung der Stadt Tübin­gen, der IHK Reut­lin­gen, des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums und des Kreis­se­nio­ren­ra­tes, sowie diver­ser Fir­men, die in die­sen Berei­chen tätig sind. Senio­ren­grup­pen und berufs­na­he Pfle­ge­fir­men waren an der Bera­tung beteiligt.

So ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Fa. Fer­tig­haus Schwö­rer eine Wohn­an­la­ge, mit inte­grier­tem 4×4 m Con­tai­ner auf Stel­zen, der gebrauchs­fer­tig aus­ge­stat­tet jeder­zeit an vor­han­de­ne Häu­ser inte­griert wer­den kann.

In die­sem Haus, wel­ches immer Frei­tag­nach­mit­tag der Öffent­lich­keit zur Besich­ti­gung offen steht, befin­den sich ein Semi­nar­raum, eine durch Trep­pen­lift erreich­ba­re Gale­rie, die als Aus­stel­lungs – u. Tech­nik­raum zu besich­ti­gen ist und eine digi­ta­le Mus­ter­woh­nung mit Küche, Bad, Schlaf­zim­mer und Wohnraum.

Alle Türen sind mit Schie­be­ein­rich­tung ver­se­hen und haben eine Brei­te von 1,10 m.

Die mit mobi­ler Sen­so­rik ver­se­he­nen Licht­schal­ter sind mit Befeh­len steu­er­bar wie: „Kom­me zu Hau­se an“ oder »Ver­las­se das Haus“. Hier­durch wer­den ent­spre­chen­de Schalt­krei­se bedient, die Ein­zel­schal­tun­gen über­flüs­sig machen.

Am Tür­rah­men im Schlaf­zim­mer und in den Boden­be­lag ein­ge­las­se­ne Licht­leis­ten strah­len nachts in grü­ner Far­be, wel­che den Mela­ton­in­spie­gel (Schlaf-Wach­rhyth­mus) posi­tiv beein­flus­sen sol­len. Sie geben Ori­en­tie­rung und unter­stüt­zen das Gleich­ge­wicht. Das Voll­auf­steh­bett im Schlaf­zim­mer ist umrahmt mit einer „Hei­mat­ta­pe­te“ und der Familienahnengalerie.

Im Bade­zim­mer, wel­ches auch nachts durch den im Boden­be­lag ein­ge­las­se­nen Leucht­strei­fen leich­ter erreich­bar ist, befin­den sich neben einer Bidet­toi­let­te mit Lüf­ter, eine Bade­wan­ne mit Ein­stiegs­tür und einem Hebe­lift. Spie­gel und Wasch­be­cken sind höhen­ver­stell­bar und die geräu­mi­ge Dusche ist mit einem Lif­ter erreichbar.

Auch in der gut zugäng­li­chen Küche sind Herd und Spül­be­cken höhen­ver­stell­bar Bewe­gungs­mel­der, Ale­xa und Lam­pen mit Sprach­steue­rung run­den die digi­ta­len Wohn­mög­lich­kei­ten ab.

In der Gale­rie gibt es noch jede Men­ge Hilfs­mit­tel aus der Ergo­the­ra­pie für Men­schen mit Ein­schrän­kun­gen zu sehen, die auch ohne Behin­de­rung im fort­ge­schrit­te­nen Alter durch­weg nütz­lich und hilf­reich sind.

Abge­run­det wird die Wohn­an­la­ge durch eine roll­stuhl­ge­rech­te Gar­ten­an­la­ge mit Hoch­bee­ten ange­legt, wel­che als Lehr­lings­pro­jekt einer Beruf­li­chen Schu­le erstellt wurde.

Frank Spa­de | GRÜNE ALTE
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