#BDK17: spannend wie lange nicht mehr!

Jes­se Kla­ver (Mit­te) aus den Niederlanden

Eindrücke vom ersten Tag 

Okay, eine BDK ist kei­ne Well­ness-Oase, sie beginnt mor­gens um 9.30 Uhr und endet meist gegen Mit­ter­nacht, ohne Pau­se, das Vor­trags- und Abstim­mungs­pro­gramm läuft durch. Aber es gibt für Grü­ne auch kaum etwas Span­nen­de­res als dabei­zu­sein, fin­de ich. Mein per­sön­li­ches High­light waren die Rede von Toni Hof­rei­ter (dazu spä­ter) und Jes­se Kla­ver, Shoo­ting-Star der Grü­nen aus den Nie­der­lan­den – so wur­de er zumin­dest von den Delegiert*innen begrüßt, mit stan­ding ova­tions, wirk­lich tosen­dem Applaus! Er stell­te gleich zu Anfang fest, dass sich die eta­blier­ten Par­tei­en nicht mehr auf ihre Wäh­ler­schaft ver­las­sen könn­ten. Die alten Ideo­lo­gien sind am Ende – das ist die Chan­ce für die Grü­nen. Vie­le Men­schen sind ent­täuscht, weil ihre Erwar­tun­gen nicht erfüllt wer­den, Erwar­tun­gen nach einer gerech­ten Gesell­schaft, deren Insti­tu­tio­nen für alle da sind, nicht nur für die rei­che Ober­schicht. Des­halb machen die ent­täusch­ten Men­schen Frem­de, die eigent­lich Freun­de sind, zu Sündenböcken.
Kri­sen sind nicht neu, aber die­se ist das Resul­tat eines ideo­lo­gi­schen Nie­der­gangs. Wir müs­sen die Steu­er­kür­zun­gen bekämp­fen, zurück zu unse­ren Grund­la­gen kom­men. Gro­ße Unter­neh­men müs­sen Steu­ern bezah­len, er sei sel­ber Steu­er­fach­mann gewe­sen und wis­se, wovon er spre­che. Wir müs­sen mehr inves­tie­ren in sau­be­re Ener­gien, Erzie­hung, Infra­struk­tur, so bau­en wir unse­re Zukunft. Im Moment gibt es kei­ne Gleich­heit, nur die Obe­ren pro­fi­tie­ren von der Unge­rech­tig­keit. Die Ban­ken gewin­nen immer mehr. Die Not­wen­dig­keit für einen Wech­sel ist klar.
Und – das hat mich beson­ders beein­druckt – eins eint doch alle Men­schen: alle wol­len, dass es ihren Kin­dern bes­ser geht als ihnen. Da ist was dran, oder? Er hat­te offen­bar kei­ne Berüh­rungs­ängs­te, mit  a l l e n  Men­schen zu reden, nicht nur mit denen aus sei­ner Blase.
Sei­ne Bot­schaft an Deutsch­land: Die nie­der­län­di­schen Grü­nen haben den Dia­log gesucht, mit vie­len, die nie an die Grü­nen gedacht haben. Es ist falsch zu glau­ben, dass Rech­te nur an Hass den­ken. Es gibt bei vie­len Men­schen eine Ver­ach­tung der Gier der Unter­neh­men. Vie­le haben außer­dem Angst vor dem Ver­lust des Jobs, ihre Freun­de haben schon die Arbeit ver­lo­ren, ihren Groß­müt­tern geht es viel­leicht schlecht im Alters­heim, die­se Men­schen haben Empa­thie für Ande­re in ihrem Umfeld. „Wir müs­sen des­halb die Wer­te der Wirt­schaft zer­stö­ren! Die EU ist mehr als nur ein Markt. Unse­re Regie­rungs­füh­rer sind kei­ne CEOs. Unse­re Idea­le sol­len unser Land regie­ren- und nicht die Akti­en. Wir brau­chen eine Wirt­schafts­re­form, in der jeder sei­nen gerech­ten Teil abbe­kommt. Folgt eurem Her­zen, kämpft für den Wech­sel! Es gibt nicht  d i e  rich­ti­ge Stra­te­gie, bleibt euren Idea­len treu!“ 
Cem bit­tet alle Abge­ord­ne­ten auf die Büh­ne und macht zum Ende sei­ner Rede ein Sel­fie mit allen

 

Anschlie­ßend kün­digt er, unter­legt mit tol­ler Musik, Cem an, bei­de bekom­men nicht enden wol­len­den Applaus!

Cem bit­tet alle Abge­ord­ne­ten auf die Büh­ne und bedankt sich für ihre Arbeit – und erklärt dann, was die Grü­nen errei­chen wol­len: Gegen­sei­ti­gen Respekt und Soli­da­ri­tät, einen digi­ta­len Wirt­schafts­raum schaf­fen, Öko­lo­gie und Öko­no­mie ver­söh­nen. „Von weni­ger Euro­pa hat kei­ner was. Deutsch­land geht es auf Dau­er nur gut, wenn es auch den Nach­barn gut geht. Deutsch­land hat pro­fi­tiert von der EU wie kein ande­res Land, auch von der Kri­se – lasst uns davon etwas zurück­ge­ben. Die Zeit der fos­si­len Ener­gie ist zu Ende, Öl und Gas müs­sen im Boden blei­ben.“ Mer­kel macht kei­nen Kli­ma­schutz, obwohl sie weiß, wie wich­tig der ist. „Das Eis in der Ark­tis inter­es­siert es nicht, ob es wegen ame­ri­ka­ni­scher Blöd­heit oder deut­scher Träg­heit schmilzt. Wer allein auf Mer­kel setzt, soll­te sich schon mal eine Schwimm­wes­te kau­fen.“  Auch wenn ange­sichts der Trumps in der Welt Mer­kel wie eine Licht­ge­stalt wirkt. Der CO2-Gehalt ist in den letz­ten 8 Jah­ren nicht runtergegangen.

Unser Stand der Grü­nen Alten mit Anto­nia Schwarz, Bernd Gos­au und mir, vie­len Helfer*innen aus Ber­lin und Hes­sen – und vie­len guten Gesprächen!

Die Grü­nen ste­hen für die Wirt­schaft der Zukunft. Wir bre­chen auf Rich­tung Son­ne, Wind und Was­ser. Wir kön­nen nicht war­ten, bis ein neu­er Prä­si­dent kommt, wir soll­ten Abkom­men tref­fen an Trump vor­bei, mit US-Bun­des­län­dern wie Kali­for­ni­en. 180 Staa­ten haben das Kli­ma­ab­kom­men von Paris ange­nom­men und sich auf die Reduk­ti­on der Treib­ga­se verpflichtet.

Das neue Auto fährt lei­se, sicher, schad­stoff­frei, unab­hän­gig von Ben­zin und Die­sel. „Die Zukunft ist digi­tal und elek­trisch, da sind wir uns einig mit Fir­men wie Por­sche! Die deut­schen Inge­nieu­re wol­len von der Ket­te gelas­sen wer­den.“ Ab 2030 sind Autos zu 100 Pro­zent emis­si­ons­frei. Für den Rad­ver­kehr soll Platz geschaf­fen wer­den, Müt­ter müs­sen ihre Kin­der in die Kita brin­gen kön­nen, ohne Angst zu haben. „Ein Vor­schlag für Jes­se: Wir hel­fen den Hol­län­dern beim Fuß­ball, sie uns, Deutsch­land zum Fahr­rad­land zu machen.“

Wir brau­chen gute Gehäl­ter für Erzie­her – es ist ja kein Zufall, dass tra­di­tio­nel­le Frau­en­be­ru­fe schlech­ter bezahlt werden.

Er ist kein Freund der Bur­ka, aber wenn jemand davor warnt, war­um tut er das nicht auch, wenn es um Sprin­ger­stie­fel geht? Mit den Grü­nen gibt es kei­ne Tole­ranz für Into­le­ranz. Aus den Golf­staa­ten darf kein Geld mehr in Moscheen fließen.

Erst, wenn alle Frau­en frei leben kön­nen, dann wer­den alle Län­der den rich­ti­gen Platz in der Welt­ge­mein­schaft ein­neh­men. Kein hei­li­ges Buch steht über dem Grund­ge­setz. Applaus, Applaus, Applaus …

Moni­ka Hein­old, Finanz­mi­nis­te­rin Schles­wig-Hol­stein, erzählt von ihrem inten­si­ven Wahl­kampf. „Wir haben geschlos­sen zusa­men­ge­stan­den, flü­gel­los sind wir hoch und weit geflo­gen, haben gut über uns gere­det, aber nie schlecht über die ande­ren“. Bis tief in die Nacht haben sie mit Men­schen dis­ku­tiert, mit denen sie vor­her noch nie gespro­chen haben. „Jetzt haben wir einen star­ken Koali­ti­ons-Ver­trag mit grü­ner Hand­schrift. Die öko­lo­gi­sche Öko­no­mi­sie­rung soll umge­setzt werden.“

Simo­ne Peter bedankt sich bei Anna Gal­li­na für deren Fahrt mit der Sea Eye vor die Liby­sche Küs­te. Und freut sich, dass in den Nie­der­lan­den Mensch­lich­keit zum Maß­stab gemacht wurde.

 

Das muss­te sein: ein Foto mit dem grü­nen Ur-Alten – in sei­nen Bei­trä­gen top­fit wie eh und je!

 

Und Hans-Chris­ti­an Strö­be­le, der mit sei­nem Rede­bei­trag gelost wur­de, sieht die Flücht­lings­pro­ble­me vor allem als Fol­ge der Kriegs­ein­sät­ze. Cem bedankt sich anschlie­ßend noch ein­mal bei ihm für sei­ne Arbeit im Bun­des­tag. „Wir waren nicht immer einig, aber eines wuss­te ich, der Hans-Chris­ti­an ist echt!“

Der ers­te BDK-Tag ging bis Mit­ter­nacht, anschlie­ßend tra­fen sich die Flü­gel intern zum Aus­tausch. Lei­der: Älte­re wur­den in kei­ner Rede – außer in der von Jes­se – erwähnt. Dafür haben wir aber gesorgt: Es gab einen Stand der Grü­nen Alten und wir haben unse­re neu­en Fly­er ver­teilt! Und hat­ten vie­le tol­le Gespräche. 

 

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