Ältere im grünen Wahlprogramm

bildschirmfoto-2017-04-19-um-13-22-24Ich hab mir heu­te den Ent­wurf für unser grü­nes Wahl­pro­gramm ange­schaut, 106 Sei­ten, ein ech­ter Schin­ken. Liest sich nicht mal schnell neben­bei in der U‑Bahn. Und ehr­lich, ich war erst­mal über­rascht: Älte­re tau­chen tat­säch­lich auf. An etwa 10 ganz unter­schied­li­chen Stel­len sogar. Okay, die Aus­sa­gen sind rela­tiv all­ge­mein, an eini­gen Stel­len könn­te man sogar sagen belie­big. Und es geht natür­lich über­wie­gend um The­men wie Ren­te, Pfle­ge und wür­di­ger Lebens­abend. ..aber immer­hin, man hat uns auf dem Schirm. 

Nicht gleich in der Prä­am­bel, aber das ers­te Mal auf S. 27, es geht um sau­be­re, bezahl­ba­re und beque­me Mobi­li­tät – und dort steht: wir brau­chen kos­ten­güns­ti­ge Ange­bo­te im öffent­li­chen Nah­ver­kehr für Schü­ler und Senio­ren. Nichts gegen zu sagen…

Dann geht es wei­ter, in Unter­neh­men arbei­ten Jun­ge und Alte neben­ein­an­der. Stimmt.

Anschlie­ßend sind wir auch schon beim The­ma Men­schen in Pfle­ge­be­ru­fen, die zuwe­nig ver­die­nen und deren Ren­te ent­spre­chend mau aus­sieht. Klar, das ist bekannt und das muss end­lich geän­dert werden.

 Und dann freu ich mich tat­säch­lich, der Care-Gedan­ke ist dies­mal dabei:

  • Für Kin­der­be­treu­ung, Pfle­ge und Wei­ter­bil­dung soll es mög­lich sein, finan­zi­ell abge­si­chert die Arbeits­zeit zu reduzieren.

Super, das ist wich­tig. Mit der soge­nann­ten „fle­xi­blen Voll­zeit“ kön­nen grandparents-1969824__340Beschäf­tig­te ihre Arbeits­zeit um bis zu zehn Wochen­stun­den redu­zie­ren und wie­der erhö­hen. Spä­ter wird beschrie­ben, dass die Unter­stüt­zung und Pfle­ge alter und kran­ker Men­schen kei­ne pri­va­te Auf­ga­be sei, son­dern gesell­schaft­lich wich­tig. Und dass meis­tens Frau­en die­sen Job über­näh­men. Dafür soll eine drei­mo­na­ti­ge „Pfle­ge­Zeit Plus mit Lohn­er­satz­leis­tung“ in Anspruch genom­men wer­den kön­nen. Ein guter Anfang, aber drei Mona­te rei­chen natür­lich über­haupt nicht. 

Dann wird es wie­der all­ge­mein: Ein gutes Leben im Alter soll mög­lich sein, wür­dig und selbst­be­stimmt, für gute Pfle­ge und aus­kömm­li­che Ren­ten soll gestrit­ten wer­den, gene­ra­tio­nen­ge­rech­tes Woh­nen muss sein und Älte­re bräuch­ten Inte­gra­ti­ons­stra­te­gien im Job mit pass­ge­nau­er Wei­ter­bil­dung. Näher beschrie­ben wird das nicht. Spä­ter heißt es noch ein­mal, dass Wei­ter­bil­dung wich­ti­ger wird, da die Men­schen län­ger leben und arbei­ten. Mit einem Mix aus Dar­le­hen und Zuschuss soll das geför­dert wer­den (Bil­dungs­Zeit Plus). 

Und dann wie­der ein Highlight: 

  • Grund­sätz­lich hal­ten wir an der Ren­te mit 67 fest. Wir wol­len es Men­schen aber leich­ter machen, selbst dar­über zu ent­schei­den, wann sie in Ren­te gehen wol­len. Dazu för­dern wir eine ech­te Alters­teil­zeit durch eine attrak­ti­ve Teil­ren­te ab 60 Jah­ren, die ins­be­son­de­re Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern in belas­ten­den Beru­fen zugutekommt.

man-2077212__340Das ist eine For­de­rung, die wir schon lan­ge erhe­ben, schön, dass sie nun im Wahl­pro­gramm steht. Und auch das The­ma Ren­te wird gegen Ende des Pro­gramms kon­kre­ter, es geht um eine 

  • steu­er­fi­nan­zier­te Garan­tie­ren­te ober­halb des Grund­si­che­rungs­ni­veaus. Um die gesetz­li­che Ren­te finan­zi­ell und soli­da­risch brei­ter auf­zu­stel­len, wol­len wir ver­si­che­rungs­frem­de Leis­tun­gen aus Steu­ern bezah­len und die Beschäf­ti­gungs­be­din­gun­gen gera­de für Frau­en so ver­bes­sern, dass sie öfter erwerbs­tä­tig sind. Wir wol­len den ers­ten Schritt zur Bür­ger­ver­si­che­rung gehen und hier­für die nicht ander­wei­tig abge­si­cher­ten Selb­stän­di­gen, Minijobber*innen, Lang­zeit­ar­beits­lo­se und Abge­ord­ne­te in die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung ein­be­zie­hen… In einem spä­te­ren Schritt wol­len wir auch Freiberufler*innen und Beamt*innen in die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung ein­be­zie­hen.…Neben der gesetz­li­chen Ren­te wol­len wir auch die pri­va­te und betrieb­li­che Alters­vor­sor­ge stär­ken. Alle Arbeit­ge­be­rin­nen und Arbeit­ge­ber sol­len künf­tig ihren Beschäf­tig­ten eine Betriebs­ren­te anbie­ten und mit einem eige­nen Arbeit­ge­ber­bei­trag unterstützen.

Statt der 2‑Klas­sen-Medi­zin wird eine Bür­ger­ver­si­che­rung gefor­dert. Und berries-1851148__340Inhal­te zu Fra­gen der Gesund­heit sol­len in Kin­der­ta­ges­stät­ten, Schu­len, im Job und im Alter stär­ker als bis­her ver­mit­telt werden. 

Ziem­lich zum Schluss taucht sogar der demo­gra­fi­sche Wan­del auf und es geht um Alters­ar­mut. Arbeits­plät­ze sol­len alters- und alters­ge­rech­ter aus­ge­stal­tet werden. 

Mein per­sön­li­ches Fazit: Älte­re sind auf jeden Fall mehr im Kopf und die Alters­bil­der wer­den lang­sam, lang­sam auf­ge­knackt. Es gibt noch viel zu tun, aber der Anfang ist gemacht! Wie seht Ihr das? Ich freu mich über Kommentare!

Den gan­zen Ent­wurf für das Wahl­pro­gramm 2017 fin­det Ihr hier. 

 

 

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