Cannabis als Medizin – eine Chance auch für ältere Menschen 30. Oktober 201830. Oktober 2018 | Christa Möller Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Deutscher Bundestags, MdB. Porträt/Portrait Ordnungsnummer: 4061544 Name: Kappert-Gonther, Kirsten Ereignis: Porträt/Portrait Gebäude / Gebäudeteil : Reichstagsgebäude, Abgeordnetenlobby Nutzungsbedingungen: http://www.bundestag.de/bildnutz Es werden nur einfache Nutzungsrechte eingeräumt, die ein Recht zur Weitergabe der Nutzungsrechte an Dritte ausschließen.Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied Deutscher Bundestags, MdB.http://www.bundestag.de/bildnutzEin Text von Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 2017 ist sie Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Drogenpolitik sowie Sprecherin für Gesundheitsförderung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Vorher war sie Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft und langjährig niedergelassene Ärztin in eigener Praxis.Die Hanfpflanze wird seit mehreren Jahrtausenden in Form von Fasern, Ölen oder Kraut als Textil, als Nahrungs‑, Heil oder Rauschmittel verwendet. In diesem Artikel soll ihr Potential als Medizin im Vordergrund stehen. Für die Verwendung von Cannabis als Medizin sind vor allem die Inhaltsstoffe von Blüten der weiblichen Hanfpflanze von Interesse. Neben dem bekannten Tetrahydrocanabinol (THC), sind vor allem der Gehalt an Cannabidiol und die verschiedenen enthaltenen Terpenoide für die Wirkung der jeweiligen Cannabissorte verantwortlich. Wichtig dabei ist: Cannabis ist nicht gleich Cannabis, die Menge und das Verhältnis der Wirkstoffe zu einander sind entscheidend für die Wirkung und somit auch für die Anwendbarkeit als Medikament. Die berauschende Wirkung wird hauptsächlich durch THC verursacht, CBD wirkt schmerzlindernd und entspannend auf Muskeln und Seele.Leider gibt es zahlreiche Hemmnisse für die Forschung und Vorbehalte gegenüber Cannabis, sodass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Einsatz von Cannabis als Medizin noch lange nicht abschließend sind. Wir wissen aber sicher, dass es eine Reihe an Krankheiten gibt, bei denen Cannabis bereits heute erfolgreich eingesetzt werden kann, insbesondere in der Schmerztherapie. Auch als begleitende Medikation bei einer Chemotherapie kann Cannabis besser und nebenwirkungsärmer als andere Medikamente helfen. Es lindert die Schmerzen, wirkt appetitanregend, bekämpft Übelkeit und depressive Stimmung. Ärztinnen und Ärzte berichten, dass durch den Einsatz von Cannabis als Medizin, verschriebene Opiode abgesetzt oder deutlich reduziert werden konnten. Als Psychiaterin finde ich die Berichte von Kolleg*innen über den Einsatz von Medizinalcannabis bei schweren Depressionen und Angsstörungen, sogar bei Schizophrenien sehr interessant und zukunftsweisend.Als der Bundestag Anfang 2017 ein Gesetz verabschiedete, das die Verschreibungsfähigkeit von Cannabis einführte, war das ein Meilenstein. Nun kann jede Ärztin und jeder Arzt Cannabis als Medikament verschreiben. Dabei ist es immer wichtig, den jeweiligen Fall und die individuelle Krankheitsgeschichte der Patienten*innen unter Berücksichtigung der zu erwartenden Nebenwirkungen zu betrachten. Die Frage, ob Cannabis als individuelle Behandlung in Frage kommt, ist eine medizinische und sollte immer mit den behandelnden Ärzt*innen besprochen werden. Ausgegeben werden die verschriebenen Cannabissorten durch die Apotheken. Trotzdem halte ich das Gesetz noch nicht für ausreichend. Es hat eine ganze Reihe an Schwachstellen die es den Patienten*innen schwer machen und eine gute Versorgung verhindern. Zum einen ist es so, dass, anders als bei anderen Medikamenten, die Finanzierung der Behandlung einem Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen unterliegt. Der medizinische Dienst der Krankenkassen prüft, ohne dabei die Patient*innen besser zu kennen als die behandelnden Mediziner*innen, ob die Kosten der Medikation übernommen werden. In der palliativen Anwendung verläuft die Genehmigung zum Glück schneller und unkomplizierter.Auch wurde die Versorgung mit Medizinalcannabis zu knapp gestaltet. Die Bundesregierung hat zu wenig Cannabis zum Anbau in Deutschland ausgeschrieben. Wir sind in Deutschland auf den Import aus den Niederlanden und Kanada angewiesen. Das muss sich dringend verbessern.Ein weiteres Verbesserungspotential sehe ich in der Schulung von Ärztinnen und Ärzten, oft gibt es noch Vorbehalte, weil einfach zu wenig über das Potential von Medizinalcannabis bekannt ist.Ich setze mich in meiner Arbeit im Bundestag weiter für eine gute Versorgung von Patient*innen ein. Gerade weil ich um das Potential von Cannabis als Medizin weiß, liegt es mir am Herzen, dass wir die Schwachstellen des verabschiedeten Gesetzes schnell ausbessern. Eine ärztlicher Kollege schilderte mir kürzlich, dass ein älterer mehrfachkranker Patient, dem die Kostenübernahme durch die Krankenkasse verweigert worden war, sich nun über seinen Enkel Cannabis vom Schulhof besorgen wolle. Das zeigt, wie unsinnig wir mit Cannabis umgehen. Der Schwarzmarkt blüht, es ist viel zu leicht für Jugendliche an Cannabis zu kommen. Wenn der Patient diesen Weg gehen würde, wäre es völlig unklar welche Mischung er bekommt, dafür schädigende Streckmittel wie Haarspray oder gemahlenes Glas inklusive. Das darf so nicht bleiben.Patientinnen und Patienten, die Cannabis als Medizin verordnet bekommen, müssen dieses schnell und sicher bekommen!Wer sich weiter über Cannabis als Medizin informieren möchte, findet Informationen bei der Arbeitsgemeinschaft »Cannabis als Medizin«:https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/ oder in der Metastudie „Cannabis – Potenzial und Risiko“ der Bundesregierung:https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Hoch_et_al_Cannabis_Potential_u_Risiko_SS.pdfWer wissen möchte, wie es mit dem Gesetz für Cannabis als Medizin weitergeht und sich über meine sonstige Arbeit im Bundestag informieren möchte, ist herzlich eingeladen, sich auf meiner Homepage für den Newsletter anzumelden:https://kappertgonther.de/Dr. Kirsten Kappert-Gonther ist Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 2017 ist sie Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Drogenpolitik sowie Sprecherin für Gesundheitsförderung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Vorher war sie Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft und langjährig niedergelassene Ärztin in eigener Praxis.
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