Der die Bäume liebte: Dr. Wilhelm Knabe

Dr. Wilhelm Knabe

Auf die Fra­ge nach dem War­um ant­wor­te­te er: „Bäu­me sind Lebe­we­sen, die man lieb­ge­win­nen kann. Sie altern wie wir Men­schen, doch sie schei­nen uns klü­ger zu ein. Sie ver­gif­ten nicht den Boden, in dem sie wur­zeln, son­dern nut­zen ihren Abfall als Bau­stoff und Ener­gie­re­ser­ve und geben dadurch einer rie­si­gen Zahl von Lebe­we­sen Stof­fe zur Wei­ter­ver­wer­tung. Es gibt vie­le Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten zwi­schen Mensch und Baum, wie etwa die Begren­zung des Wachs­tums bis zu einer vor­be­stimm­ten End­hö­he, die nur gering­fü­gig über­schrit­ten wer­den kann.“

Ein Gedicht schrieb er auch darüber:

Die Fragen der Bäume

Wir ste­hen auf dem grü­nen Hügel und schau’n umher.
So vie­le schö­ne, grü­ne Bäu­me, am Ende quer
die Mau­er, die des Fried­hofs Rund umspannt,
doch neben mir steh’n Men­schen, besorgt, gebannt.

Wir schau’n genau­er, seh’n durch die lich­ten Kro­nen hel­len Schein.
Die Kin­der zei­gen auf die toten Bäu­me und sam­meln Blät­ter ein.
Wir ler­nen, wie der Saft im Holz auf­steigt und in der Rin­de fließt zurück.
Die Blät­ter zei­gen Leben und Ver­ge­hen, Stück für Stück.

Sie kla­gen an: „Wer hat uns so ver­gif­tet ganz ohne Not?
Merkt Ihr denn nicht, dass Euer Leben auch bedroht?“
Sie fra­gen leis’: „Was tut Ihr denn dage­gen? Tut Ihr genug?“
Am Abend nehm’ ich auf die Fra­gen: „Tut wirk­lich Ihr genug?

– Nor­den, Ost­fries­land, 14.09.1984

Als 1946 an der Hoch­schu­le Dres­den der Lehr­be­trieb wie­der auf­ge­nom­men wur­de, ist Wil­helm Kna­be unter den ers­ten Stu­den­ten, die an der Außen­stel­le Tha­randt der Hoch­schu­le Fort­wirt­schaft stu­die­ren. In der Arbeits­ge­mein­schaft „Wald und Volk“ orga­ni­siert er Leh­rer­fort­bil­dun­gen. Sei­ne Diplom­ar­beit schreibt er über „die wun­der­ba­re Lär­che, in deren Schat­ten ein Apfel­baum jedes Jahr Früch­te trägt statt der übli­chen zwei“.

Sei­ne Dok­tor­ar­beit han­delt von der „Rekul­ti­vie­rung im Braun­koh­len­berg­bau der Lau­sitz“. Nach der Über­sied­lung der Fami­lie in die Bun­des­re­pu­blik wird er Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Pap­pel­ver­eins in NRW. Die Pap­pel war als rasch wach­sen­de Baum­art wich­tig. Er legt sich sofort mit den Mäch­ti­gen der Bran­che an, wech­selt ans Insti­tut für Welt­forst­wirt­schaft nach Ham­burg und geht wenig spä­ter zur Lan­des­an­stalt für Immis­si­ons- und Boden­nut­zungs­schutz nach Essen. Da geht es um Luft­rein­hal­tung und den Schutz der Wäl­der. Die Bäu­me in NRW sind schwer gefähr­det, „nur mein Mam­mut­baum, der steht noch“. Der steht vor sei­nem Haus und hebt die Trep­pen­stu­fen an. Er kann ihn schon nicht mehr umar­men. „Den Baum, des­sen Wur­zel­werk die Plat­ten anhebt, mag man als Meta­pher ver­ste­hen, für die Kraft der Natur, deren Schutz im Zen­trum sei­nes Lebens steht“, schreibt Ste­fan Rei­ne­ke am 13.02.2020 in der taz. 

Wald“ heißt im Mit­tel­hoch- und Alt­hoch­deut­schen „Walt“, „Waltph“ im Urger­ma­ni­schen, über­setzt „Büschel oder Laub­werk“ und „wolet“ im Indo­ger­ma­ni­schen. Die Ver­bin­dung zu „Welt“ ist offensichtlich.

Nach der Wen­de grün­de­ten Stu­den­ten an der Uni­ver­si­tät Dres­den eige­ne Umwelt­ver­an­stal­tun­gen, zu denen Wil­helm Kna­be oft ein­ge­la­den wur­de. Eine Aus­grün­dung ist das Haus Johan­nis­hö­he für Umwelt­bil­dung und Umwelt­ge­stal­tung. Als das Gebäu­de von der Treu­hand ver­kauft wer­den soll­te, setz­te sich Wil­helm Kna­be dafür ein, es an die Grü­ne Liga zu ver­kau­fen, die das Haus noch heu­te betreibt.

Wil­helm Kna­bes Wunsch war es, ein Haus Johan­nis­hö­he auch in sei­ner neu­en Hei­mat Mül­heim an der Ruhr zu errichten.

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