Ein Rückblick auf den Seniorentag 2018

Dort­mund singt, Dort­mund tanzt, alles war mög­lich bei den Seniorentagen!
Podi­ums­dis­kus­si­on mit Pro­fes­sor Kru­se, Pro­fes­so­rin Keil, Franz Mün­te­fe­ring und Ex-Minis­te­rin Ulla Schmidt

So vie­le span­nen­de Ver­an­stal­tun­gen, ganz viel lief par­al­lel, da fiel die Ent­schei­dung oft wirk­lich schwer, wel­chen Vor­trag man besu­chen woll­te. Gelohnt hat sich auf jeden Fall der Vor­trag von Mar­ga­ret Heckel „vom Jugend­wahn zur Dik­ta­tur der Alten?«. Die Jour­na­lis­tin beschäf­tigt sich seit vie­len Jah­ren mit dem The­ma Alter und hat meh­re­re Bücher geschrie­ben, u.a. „Die Mid­life Boo­mer, war­um es nie span­nen­der war, älter zu werden“.

Sie stell­te erst­mal fest, dass die Glücks­wer­te im Alter wesent­lich höher lie­gen als in der ers­ten Lebens­hälf­te. Das sei übri­gens nicht von der Gesund­heit abhän­gig, son­dern viel mehr vom Lebens­zweck, den brau­che man.

Com­pu­ter­kur­se für Älte­re, Ver­an­stal­tung u.a. mit Dag­mar Hir­che von Wege aus der Ein­sam­keit (links)
Par­cours der Ehrenamtlichen 

Hoch­rech­nun­gen gehen davon aus, dass es bald immer mehr 100-Jäh­ri­ge geben wird, Chi­na soll die ers­te Mil­li­on 2069 errei­chen, die USA 2073. Zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen müss­ten sich also fra­gen: wie steht man ein hun­dert­jäh­ri­ges Leben gut durch? Bestimmt nicht mit dem Satz: Was Häns­chen nicht lernt, lernt Hans nim­mer mehr. Der sei auch grund­falsch. Älte­re könn­ten alles ler­nen. Es sei noch nicht ein­mal wis­sen­schaft­lich klar, ob es bei Älte­ren län­ger dau­ert, wenn sie etwas Neu­es ler­nen. Kin­der sau­gen alles auf, Älte­re sor­tie­ren aus. Und müs­sen genau wis­sen, war­um sie etwas ler­nen wollen.

Horst West­phal, Haupt­dar­stel­ler aus dem Film „Wol­ke 9“ stell­te sei­nen neu­en Kurz­film vor

Eine ihrer über­ra­schen­den The­sen: Alter ent­steht im Kopf! Nega­ti­ve Ste­reo­ty­pe lösen bei uns Kopf­ki­no aus, wir wer­den lang­sa­mer, füh­len uns älter. Wir brau­chen neue Lebens­zeit­mo­del­le, die star­re Abgren­zung von Jung und Alt wür­de hin­fäl­lig wer­den. Von der For­schung sei ohne­hin noch viel in den nächs­ten Jah­ren zu erwar­ten, noch nie sei soviel Geld zum The­ma Älter­wer­den inves­tiert wor­den. Weil die The­ma­tik alle Gene­ra­tio­nen betrifft, die gemein­sam die Fol­gen des demo­gra­fi­schen Wan­dels schul­tern müs­sen. Der mit vie­len Vor­tei­len  für die Gesell­schaft ver­bun­den sein kann, wenn man jetzt die rich­ti­gen Wei­chen stellt. 

Schau­spie­ler Klaus Nier­hoff (Mit­te) erzählt bei der Schwu­len-Les­ben-Pres­se­kon­fe­renz von der Demen­ten-WG, die er für sei­nen Vater gesucht hat

Schwu­le und Les­ben erzähl­ten von ihren beson­de­ren Pro­ble­men in Pfle­ge­hei­men. Men­schen in dem Alter hät­ten sich oft ihr Leben lang ver­steckt, ihre Gefüh­le in der Gesell­schaft nie gezeigt. Und plötz­lich sei­en sie in einer Situa­ti­on, die es schwer macht, Gren­zen zu zie­hen. Wäre doch span­nend, wenn wir eine gro­ße Ver­an­stal­tung machen könn­ten zum The­ma „Pfle­ge mit Herz“, die alle die­se Pro­ble­me mit einbezieht.

Hil­de­gard Keul lehrt an der Uni Frank­furt und forscht zum The­ma Sexua­li­tät im Pfle­ge­heim und sagt: Satt und sau­ber reicht nicht! Die Gene­ra­ti­on der älter wer­den­den 68er hät­ten ande­re Lebens­vor­stel­lun­gen und wür­den ihre Bedürf­nis­se kla­rer äußern als die Gene­ra­tio­nen davor. Aller­dings käme das eher von den Män­nern, aber nicht nur. Das Alter sei auf jeden Fall nicht asexuell. 

Horst West­phal, der Haupt­dar­stel­ler aus dem Film „Wol­ke 9“, war in einem neu­en tra­gisch-komi­schen Kurz­film über Alters­ar­mut zu sehen, „Ear­ly Birds“. Er ist inzwi­schen fast 90 Jah­re alt, sieht man ihm nicht an! 

Immer viel los am Stand, hier mit Gerd Bau­mer aus Baden Würt­tem­berg und unse­rer Spre­che­rin Anto­nia Schwarz
Der Lan­desa­se­nio­ren­bei­rat aus Ham­burg war auch dabei

Prof. Dr. Gerald Hüter, Hirn­for­scher, ist über­zeugt, dass Men­schen nur in Gemein­schaft wach­sen kön­nen, sozia­le Erfah­run­gen prä­gen das Gehirn. Der Mensch sei kei­ne Maschi­ne, man kön­ne nicht nur in Ein­zel­tei­len den­ken. Den­ken, Füh­len, Han­deln war mal eine Ein­heit. In der Leis­tungs­ge­sell­schaft haben wir die ver­lo­ren. Betrie­be, die auf Mensch­lich­keit set­zen und das Mit­ein­an­der för­dern, sei­en nach­weis­lich erfolg­rei­cher. Wir brau­chen eine zuge­wand­te Medi­zin. Nur in der Pal­lia­tiv-Medi­zin haben wir die bis­her. Das sei sehr spät. 

…und auch der Alters­for­scher Pro­fes­sor Kru­se hat­te Zeit für ein Interview
Mit dem Hirn­for­scher Prof. Hüter gab es ein span­nen­des Pressegespräch

Mari­an­ne Koch erzählt, wie man lan­ge fit und gesund bleibt – und hat 600 Zuhörer*innen, der Saal ist bre­chend voll. Sie meint, die Zeit der Gruf­tis und Kom­pos­tis sei vor­bei, die Alten sei­en aner­kannt als voll­wer­ti­ge Bür­ger, die gebraucht wür­den. Ganz wich­tig sei, im Alter beweg­lich zu blei­ben. Es sei vor allem die Art und Wei­se der Bewe­gung, die einen alt erschei­nen lässt oder nicht. Die Abnah­me der Mus­kel­mas­se sei ein wesent­li­cher Grund fürs Altern, da kön­nen man mit Sport gut gegen­steu­ern. Auch das Gehirn brau­che stän­dig neue Reize. 

 

Der bekann­te Alters­for­scher Pro­fes­sor Dr. Andre­as Kru­se, Direk­tor des Insti­tuts für Geron­to­lo­gie der Uni Hei­del­berg, spiel­te erst­mal auf dem Kla­vier vor, bevor er sei­nen Vor­trag begann. Ich habe mich gefreut, dass ich ihn spä­ter noch inter­view­en durf­te, dem­nächst mehr dazu. 

Luit­gard Herr­mann vom evan­ge­li­schen Frau­en­bund bie­tet Tablet-Schu­lun­gen für Älte­re an

Dazu gibt auch Pro­fes­sor Dr. Wolf D. Oswald von der Uni Erlan­gen-Nürn­berg vie­le Vor­schlä­ge in sei­nem Vor­trag „Was kann ich tun, um nicht dement zu wer­den?“ Ein Bier am Tag sei okay, mehr nicht, Tan­zen sei gut, wenn man neue Schrit­te lernt. Gesell­schafts­spie­le, bei denen man sei­nen Kopf ein­setzt auch. Pro­tek­tiv sei­en vor allem Akti­vi­tä­ten, die kei­ne Rou­ti­ne bedeu­ten. Er nann­te auch eini­ge Übun­gen, um sinn­voll zu trai­nie­ren. Man kön­ne z.B. in der Zei­tung alle klei­nen „a“ und „n“ anstrei­chen, aber gleich­zei­tig, nicht nach­ein­an­der. Außer­dem soll­te man nach der Zei­tungs­lek­tü­re kurz zusam­men­fas­sen, was man gele­sen hat. Und das abends sich noch ein­mal ins Gedächt­nis rufen. Auch Bewe­gung hilft, es reicht schon, drei­mal täg­lich den Hund aus­zu­füh­ren. Auch, wenn man kei­nen hat. Mehr Infos unter www.wdoswald.de.

 

 

Petra Elsen­hei­mer aus Frank­furt und Ruth Sau­er­wein aus Hagen
Aus­fül­len, ein­ste­cken, gesund blei­ben – unser neu­er Notfallausweis

Auch bei uns am Stand war viel los. Frank Spa­de, Spre­cher der Grü­nen Alten Ber­lin-Bran­den­burg, ver­teil­te unse­re neu­en Not­fall­aus­wei­se, die gut anka­men. Genau wie sein Spruch: „Aus­fül­len, ein­ste­cken, gesund bleiben!“

Es gab vie­le gute Gesprä­che am Stand, der auch die gan­ze Zeit bes­tens besetzt war. Nett, die unter­schied­lichs­ten Grü­nen Alten aus den ver­schie­de­nen Bun­des­län­dern ken­nen­zu­ler­nen! Sol­che Tref­fen soll­ten wir öfter haben. Das nächs­te Mal in Frank­furt, bei unse­rer gro­ßen Betei­li­gungs­ver­an­stal­tung am 22. Sep­tem­ber. Ich hof­fe, wir sehen uns dort!

Mehr zum Senio­ren­tag hier im Blog

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