Wie vor kurzem beschlossen, tagte der Bezirksseniorenbeirat (BSB) am 12. September zum erstenmal öffentlich – und etwa 12 Besucher*innen waren ins Bürgermeisterzimmer nach Wandsbek gekommen – die erste öffentliche Beiratssitzung, die bisher in Hamburg stattgefunden hat!
Die erste und die letzte Viertelstunde unserer Sitzung waren für Fragen von Gästen vorgesehen. Die kamen dann auch zahlreich: Eine Frau beklagte, dass sie nicht mit ihrem Lebenspartner im selben Pflegeheim wohnen könne, dabei hätten beide schon über 40 Jahre zusammengewohnt und jetzt habe man sie getrennt. Eine andere Frau sucht schon seit langem eine seniorengerechte Wohnung, die bezahlbar ist – findet aber keine. In einigen Wohnanlagen gäbe es sogar eine Altersobergrenze, die bei 75 Jahren läge. Der „Farmsener Tisch“ beklagte, dass man noch immer keinen neuen Standort habe, um Lebensmittel gratis zu verteilen – und nun nicht wisse wohin. Der bisherige Mietvertrag sei gekündigt. Ein Gast schlug vor, dass unser Bezirksseniorenbeirat wie im Stadtteil Eimsbüttel bereits geschehen, eine Eingabe gegen die jährliche Erhöhung des Öffentlichen Nahverkehrs machen solle. Noch höhere Fahrpreise seien älteren Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen seien, nicht zuzumuten
Die Leiterin vom Stadtteilservice Wandsbek/Ausblick Hamburg GmbH, ein kostenloser Unterstützungs-Service für Senioren und alle Menschen, deren Einkommen 1.049,– Euro nicht überschreitet, erzählte, dass die GmbH sich nun seit kurzem nicht mehr um Ältere mit Pflegegrad kümmern dürfe, dadurch brächen ihnen die Kunden weg. Ein Problem, das schon öfter an den Seniorenbeirat herangetragen wurde und an dem wir dran sind.
Einige Fragen konnten gleich geklärt werden, andere wurden in die zuständigen Ausschüsse und Arbeitsgruppen weitergegeben.
Anschließend ging es mit der normalen Sitzung weiter, auf der u.a. die quartiersorientierte Weiterentwicklung der offenen Seniorenarbeit auf der Tagesordnung standen und auch die Verkehrssitutation für Fußgänger und Fahrräder im Bezirk.
Ich stellte das Thema Radverkehr im Bezirk vor, zu dem es eine lebhafte Diskussion gab.Viele Ältere beklagten, dass Radfahrer oft die Straßenverkehrsregeln nicht einhielten, z.B. auf der falschen Gehwegseite fahren würden, und es für Radler und Fußgänger dadurch zu Stress-Situationen käme. Einige hörten die Klingeln einfach nicht mehr, andere hatten Angst, zu dicht am Autoverkehr vorbeifahren zu müssen. Unser Bezirksamtsleiter, der ebenfalls zur ersten öffentlichen Sitzung erschienen war, schlug vor, für Ältere Verkehrsschulungen zu machen, da sich mit den neuen Radwegen so viel ändere. Die Idee finde ich, ehrlich gesagt, gar nicht schlecht.
Ich möchte auf jeden Fall für den Bezirks- und den Landesseniorenbeirat ein Radkonzept für Ältere entwickeln; kein Radfahrer sollte aus Angst vor zu schmalen Radwegen, die zu dicht am fließenden Verkehr vorbeiführen, aufhören, aufs Rad zu steigen. Laut ADFC-Studie beklagen sich aber z.B. 63% aller befragten Hamburger, dass besonders junge und ältere Menschen auf Radwegen und Radfahrstreifen nicht sicher fahren könnten und 77% fanden die Radwege generell oft zu schmal.
Gerade für ältere Menschen ist es so wichtig, sich zu bewegen, Radfahren ist ein wunderbares Ausdauertraining und wer bei Wind und Wetter fährt, stärkt das Immunsystem.
Ein voller Erfolg, die öffentliche Sitzung, einigen Wandsbeker*innen konnte sogar sofort geholfen werden – und eins wurde noch mal richtig klar: Es gibt im Bezirk viel für ältere Menschen zu tun, gut, dass es den Seniorenbeirat gibt!