Gedicht von Wilhelm: Sehnsucht nach Frieden

csm_rtemagicc_knabe_a0ebd415c8Ein Gedicht von Wil­helm Kna­be, mit einem klei­nen Vor­wort von ihm:

Lie­be Freun­din­nen und Freunde,
ich glau­be, wir brau­chen in der Flücht­lings­fra­ge  auch das Nach­emp­fin­den der Gefüh­le von Men­schen in den Her­kunfts­län­dern. Mein Gedicht »Sehn­sucht nach Frie­den« habe ich nach einem lan­gen Gespräch mit dem Liba­ne­sen Jamil wie im Rausch in einer Nacht nie­der­ge­schrie­ben, denn danach dräng­ten  vie­le Erin­ne­run­gen im Bewusst­sein ans Licht: an die Schre­cken der Bom­ben­nacht vom 13. Febru­ar 1945 in Dres­den, an unse­re Sehn­sucht nach Frie­den unterm Tief­flie­ger­be­schuss auf dem Rück­zug von der Oder und meh­re­re ille­ga­le Grenz­über­schrei­tun­gen 1949 hin und her sowie 10 Jah­re spä­ter das Rin­gen um die Ent­schei­dung, ob ich mit der Fami­lie die Säch­si­sche  Hei­mat in der DDR ver­las­sen soll­te. Ich  habe ver­sucht, das aus­zu­drü­cken, was ich selbst erfah­ren und spä­ter von ande­ren auf­ge­nom­men habe. Lie­be Grü­ße, Wilhelm

Für Jamil

Sehnsucht nach Frieden

 

Nun war­te ich schon so lan­ge Zeit,

Dass Frie­den ist end­lich weit und breit

Und nicht nur in mei­nem Garten.

 

Ich habe das Schie­ßen und Töten so satt,

So hoff‘ ich, dass bei­de Sei­ten bald matt.

Ich kann es nicht mehr erwarten.

 

In mei­ner Hei­mat steht kaum noch ein Haus

So, wie es die Eltern und Ahnen erbaut,

Ich sehe nur Stei­ne und Trümmer.

 

Die Bäu­me sind tot, die Vögel gefloh‘n

Es wur­de nur immer schlimmer.

 

Ich träu­me von einem fried­li­chen Land

Wie einst als Kind ich es habe gekannt;

Statt­des­sen flie­gen die Bomber.

 

Oft hör‘ ich ganz lei­se und sorg­sam verdeckt:

Es gibt solch ein Land, doch vor uns versteckt,

Wir müssen’s nur suchen und finden.

 

Wenn wir es end­lich gefun­den haben,

Steh’n wir vor einem tie­fen Graben

Dahin­ter so hohe Mauern,

Wie lan­ge soll das noch dauern?

 

Doch die Hoff­nung lebt,

Mei­ne Hoff­nung trägt

Mich über die bit­te­ren Tage.

 

Wann es geschieht, wann sich’s ergibt,

Ist nicht die ent­schei­den­de Frage.

 

Wil­helm Knabe

22.09.2016

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