Gegen Einsamkeit – mehr Verantwortung übernehmen 19. Juli 202223. Februar 2024 | Christa Möller Anlässlich der 40-Jahr Feier der GRÜNEN in der Bürgerschaft fand Ende Juni der Aufbruchkongress im Hamburger Rathaus statt. In einem spannenden Panel zum Thema Einsamkeit nahmen die bekannteste Einsamkeitsforscherin Deutschlands, Dr. Maike Luhmann, die für Senioren zuständige Senatorin Katharina Fegebank sowie der Sprecher für Kultur René Gögge und die seniorenpolitische Sprecherin Christa Möller-Metzger an der Diskussion teil.Unser Vorstandsmitglied Christa Möller-Metzger hat uns in einem Interview geschildert, wie einsam ältere Menschen sind und was dagegen getan werden kann.Christa Möller | GRÜNE ALTE Dr. Maike Luhmann (links) und Christa Möller-Metzger beim Aufbruchkongress (Foto R. Glitz)Einsamkeit kommt in jedem Alter vor, der höchste Anstieg ist allerdings mit 80 Jahren. Wie kann das Risiko, am Ende des Lebens einsam zu werden, gesenkt werden? CMM: Alle Menschen brauchen Teilhabe, das wird im höheren Alter oft unterschätzt. Kontakte sind wichtig, soziale Beziehungen halten jung. Wir brauchen viele Treffpunkte, die leicht zu erreichen sind. Besonders ältere Frauen haben oft kleine Renten, können sich einen Kaffee oder ein Glas Wein in einem Lokal nicht leisten. Da ist es wichtig, dass es Treffpunkte gibt, in denen man nicht konsumieren muss. Wir sollten dabei vorhandene Strukturen nutzen wie z. B. Schulen nach dem Unterricht, Häuser der Jugend, die vormittags frei sind oder Bücherhallen.Die öffentlichen Bücherhallen haben gerade ihre Öffnungszeiten erweitert, in immer mehr Stadtteilen kann man auch am Sonntag hinein.Und was ich mir besonders wünsche: Die Aufstellung von bunten Freundschaftsbänken, die signalisieren: Ich habe Lust auf ein Gespräch. Und das nicht nur in Grünanlagen, sondern an belebten Plätzen. In Schottland und Irland wurden die schon sehr erfolgreich aufgestellt. Die brauchen wir auch in Hamburg an möglichst vielen Stellen. Was ist mit einem Ehrenamt?Alle Menschen brauchen Aufgaben, in jedem Alter. Deshalb ist gesellschaftliches Engagement gut. Während Jüngere und auch junge Alte aber aktiv z. B. von Vereinen angesprochen werden, ist das bei Hochaltrigen nicht der Fall. In einer Studie von Prof. Andreas Kruse, Uni Heidelberg, gaben 80 % der Institutionen an, sich nicht um diese Altersgruppe zu kümmern. Das muss sich ändern. Gerade beim gesellschaftlichen Engagement wollen Menschen gefragt werden, ob sie unterstützen.Kann man sich auf den Ruhestand vorbereiten?Ja – und das wäre auch wichtig, damit man nicht so einfach in den neuen Lebensabschnitt hineinstolpert. Die meisten Menschen freuen sich ja erst mal auf die Rente und die Zeit ohne Arbeit. Und dann kommt manchmal nach 1 oder 2 Jahren das schwarze Loch. Es wäre gut, wenn die Zeit nach der Rente bereits Thema im Job ist, so dass zukünftige Rentner*innen sich frühzeitig darüber Gedanken machen können, was sie später machen wollen. Hamburg ist ja die Hauptstadt der Singles, fast 50 % der Menschen leben allein. Ist das ein Grund für Einsamkeit?Nicht unbedingt, allein sein heißt ja nicht zwangsläufig, einsam zu sein. Aber es leben natürlich auch besonders Hochaltrige allein. Während des Lockdowns haben sich viele von ihnen isoliert oder auch einsam gefühlt. Neue Wohnmodelle wie z.B. Mehrgenerationenwohnprojekte sind mit Sicherheit ein wichtiger Schritt gegen Einsamkeit. Ich habe gerade ein Mehrgenerationenprojekt mit Eigentums- und Mietwohnungen in Volksdorf besucht (Alstervogel). Dort haben ältere Menschen berichtet, dass die vielen absichtslosen Begegnungen mit den Mitbewohnern, die Gespräche zwischendurch, wenn man sich zufällig draußen trifft, Einsamkeitsgefühle gar nicht aufkommen lassen.Pflegende Angehörige berichten häufig vom Gefühl der Einsamkeit. Sie wünschen sich die Möglichkeit, auch andere Kontakte pflegen zu können. Welche Angebote oder Modelle können helfen? Pflegende Angehörige sind oft rund um die Uhr beschäftigt. Oft sind es ja ältere Menschen, die ihre Partner*innen pflegen. Da bleibt keine Zeit, an sich selbst zu denken, Kontakte zu pflegen ist schwierig. Sie brauchen gute, professionelle Unterstützung, damit sie sich mehr Auszeiten nehmen können. Ausreichend Tagespflegeangebote z.B. und dadurch mehr Entlastung. Wir sind in Hamburg dabei, das Angebot auszubauen. Welche Erfolgs-Beispiele gibt es schon gegen Einsamkeit?Die Stadt Aarhus in Dänemark will gezielt Einsamkeit bekämpfen. Es gibt z. B. eine Online-Plattform, die wie ein schwarzes Brett funktioniert und zu realen Treffen einlädt (genlydaarhus.dk). Das hätte ich auch gern in Hamburg. Die Stadt verteilt auch Karten, auf denen z. B. steht: „Wollen wir zusammen essen gehen?« Die kann man dann gezielt weitergeben. Eine nette Geste, die gut funktioniert.In Steilshoop, Barmbek-Nord und in Horn gibt es LeNa, die Abkürzung für lebendige Nachbarschaft. Das Modellprojekt der SAGA möchte lebenslanges Wohnen mit gutem nachbarschaftlichem Austausch ermöglichen. In den Niederlanden wurde in einem Supermarkt eine Plauderkasse eingerichtet. Kassierer lassen sich bewusst Zeit, um mit Menschen an der Kasse ins Gespräch zu kommen.In Hamburg haben wir die Hausbesuche, die allen Älteren kurz nach dem 80. Geburtstag angeboten werden. Da wird gezielt gefragt, wie es den Menschen geht, was sie möglicherweise an Unterstützung brauchen. Aber gerade einsamen Menschen fällt es oft schwer, aus ihrer Isolation herauszukommen und Angebote anzunehmen. Deshalb denke ich, dass wir alle mehr Verantwortung übernehmen sollten. Wenn wir unseren Nachbarn, unsere Nachbarin ein paar Tage nicht gesehen haben, mal nachfragen, ob alles okay ist. Wir sollten Augen und Ohren viel mehr offen halten. Wer konkret in Hamburg helfen kann:Silbernetz mit der Telefonnummer 0800 4708090, für alle, die einfach mal reden wollen. Anonym, vertraulich, kostenlos.
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