Lange zuhause wohnen bleiben – wie kann das gehen?

Die gut besuch­te Ver­an­stal­tung des Bezirks­se­nio­ren­bei­rats im Wands­be­ker Bür­ger­saal. Foto: Jörn Meve

Die Idee für die Ver­an­stal­tung „Senio­ren leben im  Quar­tier“ war im größ­ten Ham­bur­ger Bezirk, in Wands­bek, nach einer Heim­tour ent­stan­den. Dabei wer­den auf Initia­ti­ve des Bezirks­se­nio­ren­bei­ra­tes Pfle­ge­hei­me besucht, um sie bes­ser ken­nen­zu­ler­nen. Wäh­rend der Tour tauch­te die Fra­ge auf, wel­che Alter­na­ti­ven es zu Hei­men gibt, weil die meis­ten Men­schen doch lie­ber so lan­ge es geht in den eige­nen vier Wän­den woh­nen blei­ben möch­ten. Der Bezirks­se­nio­ren­bei­rat (BSB) ent­wi­ckel­te bald ein ent­spre­chen­des Kon­zept für einen Fach­tag, um über die Bera­tungs­mög­lich­kei­ten in Sachen ambu­lan­te Pfle­ge, Bar­rie­re­frei­heit für zu Hau­se, finan­zi­el­le Unter­stüt­zung etc. zu infor­mie­ren. Die­ser Fach­tag hat nun statt­ge­fun­den, mit sehr guten Referent*innen, einer kur­zen Podi­ums­dis­kus­si­on und inten­si­ven Gesprächsrunden. 

Der Ver­ein Bar­rie­re­frei Leben e.V.  gab einen guten Über­blick über mög­li­che Umbau­maß­nah­men für Bad, Küche und Haus­zu­gang und emp­fahl, einen Besuchs­ter­min zu ver­ein­ba­ren, da man sich gra­tis und neu­tral bera­ten las­sen und in einer Mus­ter­aus­stel­lung Bar­rie­re­frei­heit auch erle­ben kann. Auch auf der Home­page des Ver­eins gibt es reich­lich Infor­ma­tio­nen zur Wohnberatung. 

Fra­ge­run­de in den Arbeitskreisen
Podi­ums­dis­kus­si­on mit guten Exper­ten, mode­riert vom Bezirks­se­nio­ren­bei­rat; Foto: Jörn Meve

Anschlie­ßend ging es um eine gute Nah­ver­sor­gung, was bedeu­tet:  Güter des täg­li­chen Bedarfs  sol­len in einem Umkreis von 500 bis 800 Metern von der Woh­nung erreich­bar sein. Kei­ne Stadt­pla­nungs­be­hör­de kann natür­lich ein Geschäft zwin­gen, an einen bestimm­ten Ort zu kom­men – aber durch Auf­la­gen und För­de­rung lässt sich vie­les steu­ern. Bei Pla­nun­gen für Neu­bau­ge­bie­te ist es z.B. ide­al, wenn die Erd­ge­schoss-Ebe­nen als Läden, Arzt­pra­xen oder für gas­tro­no­mi­sche Betrie­be genutzt wer­den,  dar­über wird gewohnt.

Gene­rell kann man sagen, dass heu­te im nörd­li­chen Teil von Wands­bek mit sei­nem hohem Anteil an Grün­flä­chen und Ein­zel­häu­sern die Nah­ver­sor­gung schlech­ter ist als im Zen­trum. Nega­tiv wir­ken sich auch Super­märk­te auf der grü­nen Wie­se aus, da sie Kapa­zi­tä­ten von klei­ne­ren Läden, die zu Fuß oder mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln erreicht wer­den, abziehen.

Auch wenn in Wands­bek eigent­lich genü­gend Arzt­pra­xen vor­han­den sind, bekommt man oft nur schwer einen Ter­min, hat lan­ge War­te­zei­ten und Haus­ärz­te wei­gern sich, ins Haus zu kom­men, obwohl sie zum Haus­be­such ver­pflich­tet sind. Am bes­ten, so rät das Fach­amt Gesund­heit, soll­te man sei­ne Ärz­tin oder sei­nen Arzt schon ein­mal fra­gen, wie sie oder er es mit Besu­chen hält, bevor man dar­auf ange­wie­sen ist. Und wer allein nicht mehr auf den Fach­arzt-Stuhl kommt, kann sich erkun­di­gen: Es gibt ent­spre­chend bar­rie­re­freie Praxen.

Die bezirk­li­che Senio­ren­be­ra­tung berät Bürger*innen ab 65 Jah­re und ist zustän­dig bei allen Fra­gen zur häus­li­chen Pfle­ge und Hil­fen im Haus­halt und deren Finan­zie­rung. Dort wer­den ambu­lan­te Diens­te ver­mit­telt, die Suche nach einem Heim­platz unter­stützt und man arbei­tet eng mit dem Sozi­al­amt und dem Grund­si­che­rungs­amt zusammen. 

Pfle­ge­stütz­punk­te  ver­ste­hen sich als Pfle­ge­lot­sen, wenn Leu­te nicht wis­sen, an wen sie sich wen­den sol­len. Die Berater*innen ken­nen alle Fach­stel­len für häus­li­che Umbau­maß­nah­men, für Leis­tung und Finan­zie­rung der Pfle­ge­ver­si­che­rung, ambu­lan­te Pfle­ge­diens­te oder zum Ein­bau von einem Haus­not­ruf­sys­tem

Die Dia­ko­nie mit ihrer Ange­hö­ri­gen Schu­le weist dar­auf hin, dass es ver­mut­lich allein in Ham­burg 40.000 bis 100.000 pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge gibt, genaue Zah­len sind nicht bekannt. In der Regel sind es Lai­en, die 70% der Pfle­ge­ar­beit leis­ten! Zur Zeit kön­nen sich erwerbs­tä­ti­ge Ange­hö­ri­ge maxi­mal 10 Tage Aus­zeit am Arbeits­platz neh­men, um ambu­lan­te Pfle­ge oder Heim­un­ter­brin­gung zu klä­ren – und aus­rei­chend finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von staat­li­cher Sei­te ist lei­der nicht zu erwarten.

Die Alz­hei­mer Gesell­schaft Ham­burg e.V. ist ein Ver­ein mit 15 Teil­zeit-Ange­stell­ten und 100 ehren­amt­li­chen Mitarbeiter*innen, die gut auf­ge­stellt sind. Es gibt inzwi­schen einen Treff­punkt für Men­schen mit begin­nen­der Demenz, einen Chor mit Sänger*innen mit und ohne Demenz und sogar eine Sport­grup­pe im Stadt­teil Volks­dorf. Ziel des Ver­eins ist es, dass sich demen­te Men­schen nicht zurück­zie­hen, son­dern wei­ter am Leben teil­ha­ben können. 

Dem ASB (Arbeiter-Samariter-Bund)-Sozialstation im Stadt­teil Jenfeld/Tonndorf ist es wich­tig, dass ihr Mit­ar­bei­ter­stamm über­schau­bar ist, und sie eine gute Bezie­hung zu den Pfle­ge­fäl­len haben. Bei einem ers­ten Besuch wird dar­über infor­miert, wel­che Hil­fen instal­liert wer­den kön­nen und wel­che Kos­ten auf die Pati­en­ten zukommen. 

Frau Gust von der Behör­de für Ver­brau­cher­schutz ist auch die Teil­ha­be älte­rer Men­schen wich­tig, die nicht mehr so mobil sind

Nach der Podi­ums­run­de infor­mier­te die Behör­de für Gesund­heit und Ver­brau­cher­schutz über Teil­ha­be­mög­lich­kei­ten im Quar­tier. Wich­tig ist eine aus­rei­chen­de Zahl an Gemein­schafts­räu­men, damit Men­schen die Chan­ce haben, sich regel­mä­ßig tref­fen zu kön­nen. Und natür­lich sind auch nach­bar­schaft­li­che Kon­tak­te sehr bedeu­tend. Um die zu koor­di­nie­ren wäre ein Quar­tiers­ma­nage­ment gut. Man könn­te auch Fahr­diens­te für Arzt­be­su­che orga­ni­sie­ren. Wohn­ge­mein­schaf­ten wer­den zur Zeit haupt­säch­lich für demenz­kran­ke Men­schen gegründet.

Nach soviel Input gab es erst­mal eine Stär­kung mit Kar­tof­fel­sa­lat und Würst­chen – wer woll­te, bekam sogar ein veganes!

Dann ging es in die Arbeits­grup­pen, um mit den Refe­ren­ten inten­si­ver ins Gespräch zu kom­men. Man konn­te wäh­len zwi­schen zwi­schen drei The­men­krei­sen: „Alters­ge­rech­tes Woh­nen“, „Pfle­ge und Betreu­ung“ und „Gemein­sam statt ein­sam“. 

Die Dis­kus­si­ons-Ergeb­nis­se aus den ver­schie­de­nen Grup­pen wur­den am Ende in einer letz­ten Gesprächs­run­de vor­ge­stellt. Den Abschluss bil­de­te ein tol­les Kuchen­buf­fet, gespen­det von einem BSB-Mit­glied! Dabei ließ sich noch gemüt­lich wei­ter­re­den – oder man infor­mier­te sich an den vie­len Stän­den der Bera­tungs­stel­len, die auch Fly­er und Info­ma­te­ri­al bereit hielten.

Die Mischung aus Vor­trä­gen und Gesprächs­run­den wur­de sowohl von den Expert*innen als auch von den Teilnehmer*innen als sehr gelun­gen betrach­tet, ein gutes Modell für zukünf­ti­ge Veranstaltungen!

 

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Ein Kommentar

  1. Wie war denn die Nach­fra­ge, nach der vega­nen Würst­chen­va­ri­an­te? Wie war all­ge­mein die Reak­ti­on dar­auf? Wie wur­de das Ange­bot begründet?

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