Unternehmer*innen 60plus mit Anspruch

Von links: Lothar Ditt­mer (Kör­ber­stif­tung), Micha­el Hop­pe, Ute Büch­mann, Anna Von­ne­mann, Bern­ward Jop­en: Foto: @Körber-Stiftung, Clau­dia Höhne

Die Welt ein wenig bes­ser zu machen ist in jedem Alter mög­lich. Die Kör­ber­stif­tung in Ham­burg hat des­halb zu ihrem 60jährigen Bestehen einen Preis gestif­tet für Men­schen 60plus mit sozia­lem Grün­der­geist, die Lösun­gen für die gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit fin­den und dafür eine Orga­ni­sa­ti­on auf­bau­en. Eine Umfra­ge der Kör­ber-Sti­fung hat­te näm­lich erge­ben: 20 Pro­zent aller 50- bis 75-Jäh­ri­gen kön­nen sich eine Unter­neh­mens­grün­dung vor­stel­len. Die­se Lebens-Zuga­be will die Stif­tung mit dem soge­nann­ten Zuga­be-Preis beloh­nen. Die Preis­ver­lei­hung fand in die­sem Jahr zum ers­ten Mal statt, in den Räu­men der Kör­ber­stif­tung in der Hafen-City.

Die Tages­ord­nung wird im soge­nann­ten Bar­camp, mode­riert von Uwe Amrhein/Bürgerstiftung, gemein­sam festgelegt.

Lothar Ditt­mer, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Kör­ber-Stif­tung, sag­te gleich zu Begrü­ßung, dass die heu­ti­gen 60-Jäh­ri­gen weder Ruhe­stand noch Abstell­gleis such­ten, son­dern gestal­ten wol­len: „Sech­zig steht heu­te für Erfah­rung und für Inno­va­ti­on, für Bilan­zie­ren und für die Chan­ce für einen neu­en Auf­bruch…. Start-up-Kur­se, Bar­camps* und Ver­net­zungs­tref­fen dür­fen kein Pri­vi­leg der You­tube-Gene­ra­ti­on sein. Fürs Grün­den ist es nie zu spät“, so Lothar Dittmer.

Den mit jeweils 60.000 Euro dotier­ten 1.  und 2. Preis erhiel­ten Ute Büch­mann, 65, aus Preetz, und Dr. Bern­ward Jop­en aus München.

Bern­ward Jop­en, 76, Unter­neh­mer aus Mün­chen hat­te an der TU Mün­chen Stu­die­ren­de unter­rich­tet, bis er vor fast 10 Jah­ren eine neue Ziel­grup­pe fand:  Straf­ge­fan­ge­ne , die er zu Unter­neh­mern aus­bil­det. Er hat eine Erfolgs­quo­te von 60%, die Rück­fall­quo­te ist gering. Jop­en hat fest­ge­stellt, dass „sei­ne Kna­ckis“, wie er sie lie­be­voll nennt,  sehr gute Vor­aus­set­zun­gen fürs Unter­neh­mer­tum haben: Sie sind risi­ko­be­reit, haben einen star­ken Wil­len, kön­nen mit Men­schen umge­hen, haben Füh­rungs­fä­hig­kei­ten, Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent. Wer ist über­zeugt: wenn man das alles in die rich­ti­gen Bah­nen lenkt,  kann viel Gutes dabei herauskommen!

 Ute Büch­mann bil­det lebens­er­fah­re­ne Men­schen zu Senioren-Assistent*innen aus, um älte­ren Men­schen im All­tag zu hel­fen und der Ver­ein­sa­mung ent­ge­gen­wir­ken zu kön­nen. Eini­ge Bun­des­län­der über­neh­men dafür die Kos­ten, lei­der (noch) nicht alle.

Den drit­ten Preis mit je 30.000 Euro tei­len sich die Ber­li­ne­rin Anna Von­ne­mann, 67, und der Ham­bur­ger Dr. Micha­el Hop­pe, 70.

Anna Von­ne­mann ist Bio­lo­gin und Künst­le­rin und woll­te ihre Toch­ter, die seit der Geburt durch einen Schlag­an­fall halb­sei­tig gelähmt war, vor dem Roll­stuhl bewah­ren. Sie tüf­tel­te am Küchen­tisch an einem Gerät zur Hal­tungs- und Bewe­gungs­kon­trol­le und schaff­te es tat­säch­lich – obwohl ihre Ärz­te das für unmög­lich hiel­ten – eine ent­spre­chen­de Tech­no­lo­gie zu ent­wi­ckeln: ReMoD – Remem­ber Moti­on Device.  Unter­stützt von Exper­ten der TU Ber­lin hat sie inzwi­schen eine Fir­ma gegrün­det – und ihre Toch­ter kann heu­te laufen.

 

Micha­el Hop­pe ver­kauf­te sein Markt­for­schungs­in­sti­tut mit 53 und macht sich auf die Suche nach sei­ner „Zuga­be“. In Nami­bia sah er, dass dort vie­le gute Sozi­al-Pro­jek­te haupt­säch­lich von Spen­den leb­ten und beschloss, es anders zu machen. Er grün­de­te „Steps for child­ren“, eine Stif­tung, die an sechs Stand­or­ten in Nami­bia Hil­fe zur Selbst­hil­fe för­dert und sich selbst tra­gen­de Struk­tu­ren auf­baut. Mit Krip­pen, Kin­der­gär­ten, Haus­auf­ga­ben-Betreu­ung bekom­men nun mehr als 1500 Kin­der in Nami­bia bes­se­re Bildungschancen.

Zwi­schen den Vor­stel­lun­gen der Preisträger*innen rock­te Maren Kroy­mann mit Klas­si­kern aus den 60ern. Mar­ga­ret Heckel, Jour­na­lis­tin und Mit­glied der Zuga­be-Jury, mein­te: „Egal, was Sie tun wol­len, fan­gen Sie mor­gen an. “

Eine moti­vie­ren­de Veranstaltung!

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*Bar­camps, auch Unkon­fe­renz genannt, lebt von den Ideen der Teilnehmer*innen, die die The­men der Tagung selbst gestalten.

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