Verlieren die Grünen 60+Wähler? 23. Mai 201823. Mai 2018 | Christa Möller Verlieren die Grünen ihre Wähler über 60? Eine gut besuchte Diskussionsrunde auf dem 28. Council der EuropagrünenDie Green Seniors von links: Birgit Meinhard-Schiebel aus Österreich, Frank Hauser aus Deutschland, Vivianne Gunnarsson aus Schweden, Reino Lampinen aus Finnland, Kris Fierens aus Belgien – ich durfte diesmal mitfahrenZweimal im Jahr treffen sich die grünen Parteien Europas, um über politische Ziele und Erfolge zu reden. Mit dabei sind die Europäischen Grünen Alten, die während der Tagung an ihrem Stand Infomaterial von ENGS (European Green Seniors) verteilen und eine Veranstaltung organisieren. Tagungsort war diesmal Antwerpen, die Fragestellung der Green Seniors: „Die Wahlen verlieren, weil man ältere Wähler verliert!“ – ein Thema, das uns sowohl bei den Bundesgrünen als auch bei den Hamburger Alten sehr beschäftigt. Und das offenbar auch viele jüngere Grüne interessierte, die zum Vortrag von Frank Hauser, unserem Bundesgrünen Schatzmeister aus Köln, kamen.U.a. waren die Grüne Jugend vertreten, Global Green, Greenpeace und das European Network. Und grüne Besucher aus den unterschiedlichsten Ländern von Italien über Luxemburg bis zu den Niederlanden. Frank hielt gleich zu Beginn fest: Leute über 50 gehen wählen! Aber sie wählen in den verschiedensten Ländern viel weniger grün als der Jüngere wie Wahlstatistiken aus Schweden, Österreich und Deutschland zeigen. Bei der Europawahl 2014 in Deutschland zum Beispiel wählten die über 70Jährigen nur zu 3% Grün. Zur Gründungszeit der Grünen waren aber sehr viele Menschen in Bewegung und grün interessiert, protestierten gegen Atomkraftwerke und gingen für den Frieden auf die Straße. Wo ist der Protest der älteren Generationen geblieben? Wäre doch interessant, das einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine Vermutung, die sich aus zahlreichen Gesprächen an grünen Ständen ergibt: Viele Ältere denken nicht, dass die grüne Partei etwas für sie tut.›Ältere und Jüngere brauchen einander, wir brauchen jede*n‹ war vorherrschende MeinungFrank Hauser präsentiert Zahlen aus Deutschland, Schweden und ÖsterreichAn dieser Fragestellung entspann sich eine lebhafte Diskussion. Kim van Sparrentak, Co-Sprecherin der Grünen Jugend aus den Niederlanden findet es gut, dass die Grünen heute nicht mehr von älteren Männern in langweiligen Anzügen repräsentiert werden, sondern von frischen, jungen Gesichtern. Sie fragte sich allerdings, wie die Beschränkung auf die jungen Generationen wohl auf die Älteren wirke, ob die sich mit Partei überhaupt noch indentifizieren könnten? Ich hab geantwortet, dass ich es persönlich toll finde, endlich junge Frauen an der Spitze einer Partei zu sehen – aber dass wir Vielfalt, Diversität brauchen. Und das nicht nur bezogen auf sexuelle Vorlieben, Geschlecht, Religion und Herkunft, sondern genauso aufs „Alter!Kim findet es im Übrigen befremdlich, dass Ältere oft als Großeltern argumentieren, die die Welt retten wollen für ihre Kinder und Enkelkinder. Sie meinte, es sollte lieber erklärt werden, was der Klimawandel für ältere Menschen bedeuten kann. Zum Beispiel, wenn es in südlichen Ländern heißer als normal wird, und viele Ältere die hohen Temperaturen nicht aushielten und krank würden. Vivianne Gunnarsson, Green Senior aus Schweden hielt dagegen, dass es in Schweden sogar eine Grand Parents Climate Group gäbe, die sehr erfolgreich arbeite.Green Seniors am Abend – mit leckerem belgischem Bier!Andere meinten, die Partei würde schon viel für Ältere tun, aber nie darüber reden. Das sei sicher ein Fehler. Eine Vertreterin von Global Green erzählt von gemeinsamen erfolgreichen Aktionen von Jung und Alt. Die Landtagsabgeordnete Birgit Meinhard-Schiebel aus Wien wurde extra als Abgeordnete eingesetzt, damit die Probleme Älterer besser aufgegriffen werden können.Zwei Probleme wurden letztendlich benannt, um die man sich dringend kümmern sollte:1.Wie geht die Partei mit Älteren um?2.Wie können wir mehr Ältere für Wahlen gewinnen?Vielleicht bräuchten wir eine Studie: wie grün denken Menschen ab 60? Und sicher brauchen wir mehr Ansprache der Älteren, in Programmen und auf Wahlplakaten.
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