Baustelle: Alternde Gesellschaft…

Text: Chris­ta Möller-Metzger

Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Von links nach rechts: Chris­ta Möl­ler-Metz­ger, Lisa Paus, Chris­ta Markl-Vieto

…so hieß die Ver­an­stal­tung der Hein­rich Böll Stif­tung, die gera­de in Zusam­men­ar­beit mit dem Ber­lin-Insti­tut für Bevöl­ke­rung und Ent­wick­lung in Ber­lin statt­fand. Dabei waren unse­re Vor­stands­spre­che­rin der Grü­nen Alten, Chris­ta Markl-Vie­to, Schatz­meis­ter Det­lef Mey­er zu Hering­dorf und unser Vor­stands­mit­glied und senior*innenpolitische Bür­ger­schafts­spre­che­rin Chris­ta Möl­ler-Metz­ger aus Hamburg. 

Auf den Bau­stel­len-Kon­fe­ren­zen der Stif­tung dis­ku­tie­ren Vertreter*innen aus Poli­tik, Unter­neh­men, Wis­sen­schaft und Orga­ni­sa­tio­nen wich­ti­ge Fra­ge­stel­lun­gen unse­rer Zeit. Am 19. Sep­tem­ber zum Bei­spiel die Aus­wir­kung des demo­gra­fi­schen Wan­dels: Wie sor­gen für ein gutes Leben in einer altern­den Gemeinschaft? 

Da beson­ders der Anteil der Hoch­alt­ri­gen steigt, müs­sen wir Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen, damit auch wei­ter­hin alle die Frei­heit haben, sich selbst­stän­dig ver­sor­gen und bewe­gen zu können. 

Die Begrü­ßung über­nahm Stif­tungs-Vor­stand Jan Phil­lip Albrecht – der auch das Foto der Grü­nen Alten mit unse­rer Bun­des­mi­nis­te­rin für Familie‑, Senio­ren, Frau­en und Jugend, Lisa Paus mach­te, vie­len Dank dafür!

Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Prof. Dr. Cle­mens Tesch-Römer (ganz links) und Anja Piel (rechts), DGB Vorstand

Die Ein­gangs­re­de hielt Lisa Paus, die Chris­ti­an Strö­be­le als per­sön­li­ches Vor­bild nann­te, der mit immer­hin 63 das ers­te Direkt­man­dat der Grü­nen gewann. Sie möch­te vier Bau­stel­len angehen: 

  1. Die Bedeu­tung der Kom­mu­nen, die demo­gra­fie­fest wer­den müss­ten. Schließ­lich habe das nahe Umfeld für Älte­re eine zuneh­mend grö­ße­re Bedeutung. 
  2. Bil­dung und Digi­ta­li­sie­rung, denn der Satz „Was Häns­chen nicht lernt, lernt Hans nim­mer mehr“ gel­te schon lan­ge nicht mehr. 
  3. Bekämp­fung von Ein­sam­keit, was eines ihrer wich­tigs­ten Vor­ha­ben sein wird.
  4. Pfle­ge, die zum Alter für vie­le dazu­ge­hö­re. 4,6 Mil­lio­nen Pfle­ge­be­dürf­ti­ge gäbe es aktu­ell in Deutsch­land, Ten­denz stei­gend. 4 von 5 wer­den zu Hau­se gepflegt, meist von Frau­en. Da möch­te sie für bes­se­re Unter­stüt­zung als bis­her sorgen.

Sie selbst möch­te im Alter übri­gens am liebs­ten in einer Alters-WG woh­nen, das Kon­zept der Pfle­ge­bau­ern­hö­fe gefiel ihr z.B. sehr gut!

Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Prak­tisch: lecke­re Teig­ta­schen zum Mit­neh­men, um kei­ne Dis­kus­si­on zu verpassen

Bei den anschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­sio­nen beton­te Prof. Dr. Cle­mens Tesch-Römer vom Deut­schen Insti­tut für Alters­fra­gen die Bedeu­tung von Bän­ken, die die Kom­mu­ni­ka­ti­on anre­gen wür­den wie kaum etwas ande­res! Ja!! Wir brau­chen mehr Freundschafts‑, Klön‑, Schwätz- oder Plau­der­bän­ke, sagen wir ja schon lange!

Anja Piel vom Deut­schen Gewerk­schafts­bund sprach sich für WLAN in Pfle­ge­hei­men aus (so wich­tig!!) und für Arbeits­be­din­gun­gen, die die Gesund­heit der Men­schen im Blick hat. 

Als es um die Zukunft der Pfle­ge ging, war Hosea-Che Dutsch­ke aus Aar­hus digi­tal zuge­schal­tet. Er ist Lei­ter der Behör­de für Pfle­ge und Gesund­heit, die sich mit dem Kon­zept der „Lie­ben­den Kom­mu­ne“ inten­siv um Prä­ven­ti­on küm­mert. In Däne­mark, sag­te er, haben wir einen Wohl­fahrts­staat mit vie­len ange­stell­ten Pfle­ge­kräf­ten. Ihm ist wich­tig, die Men­schen aus den Kran­ken­häu­sern wie­der schnell nach Hau­se zu brin­gen und OPs mög­lichst zu ver­hin­dern, denn das Kran­ken­haus sei der gefähr­lichs­te Ort!

Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Kor­du­la und aus Däne­mark zuge­schal­tet Hosea-Che Dutsch­ke (der Sohn von Rudi)
Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Kor­du­la Schulz-Asche wünscht sich mehr kom­mu­na­le Ver­ant­wor­tung und nann­te Age-fri­end­ly City als wich­ti­gen Schritt für mehr Alters­freund­lich­keit im Land!

Kor­du­la Schulz-Asche, Spre­che­rin Pfle­ge und Alten­po­li­tik in der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on ist es beson­ders wich­tig, pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge­diens­te und die Pfle­ge zuhau­se mehr als bis­her mit­ein­an­der zu ver­zah­nen. Die Ver­ein­bar­keit von Pfle­ge und Beruf sei sehr wich­tig. Tag- und Nacht­pfle­ge müss­ten noch mehr aus­ge­baut wer­den. Pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge dürf­ten nicht allein gelas­sen wer­den. Und wir bräuch­ten eine Dis­kus­si­on über gesell­schaft­li­che Solidarität. 

In 5 par­al­le­len Work­shops ging es ums Woh­nen, Pfle­ge, Ehren­amt, Smart Age­ing und Arbeit im Alter. Und bei der letz­ten Podi­ums­dis­kus­si­on wur­de eine fai­re Ren­te dis­ku­tiert. U.a. mit dem grü­nen Frak­ti­ons­spre­cher für Ren­ten­po­li­tik, Mar­kus Kurth, der nicht die eine Maß­nah­me sieht, um für aus­kömm­li­che Ren­ten zu sor­gen, son­dern ein gan­zes Maß­nah­men­bün­del: Zuwan­de­rung, Stei­ge­rung der Frau­en­er­werbs­tä­tig­keit, Ver­mei­dung von Erwerbs­min­de­rung, Reha­bi­li­ta­ti­on und attrak­ti­ve Arbeits­be­din­gun­gen, für alle, län­ger arbei­ten wol­len, ver­bun­den mit Not­aus­gän­gen, für die, die nicht mehr arbei­ten können.

Unver­ständ­lich: Prof. Dr. Mar­tin Wer­ding von der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum und Mit­glied im Sach­ver­stän­di­gen­rat zur Begut­ach­tung der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung, sprach von einer ins­ge­samt guten Lage für Rentner*innen. Aber was ist mit den vie­len Frau­en, die den Kin­dern zulie­be zuhau­se geblie­ben sind oder Eltern und Schwie­ger­el­tern gepflegt haben? Ihre Ren­ten sind oft mehr als dürf­tig. Mar­kus Kurth sprach von einem Gen­der-Pen­si­on-Gap – die Lücke zwi­schen Män­ner- und Frau­en­ren­ten – von aktu­ell 40%! Da wäre Dif­fe­ren­zie­rung ange­bracht gewe­sen. Prof. Null­mei­er von der Uni­ver­si­tät Bre­men wies dar­auf hin, dass Armut auf jeden Fall zuneh­men wird, wenn sich der Woh­nungs­markt wei­ter so ent­wi­ckelt wie bis­her. Und dass sich die Alters­ar­mut lang­sam, aber ste­tig erhöhe. 

Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Ers­tes les­bi­sches Wohn­pro­jekt mit Kul­tur und inklu­si­ver Alten-WG Europas!
Chris­ta Möl­ler | GRÜNE ALTE Zurück in Ham­burg kurz vor Mit­ter­nacht, hat sich aber gelohnt!

In den Pau­sen und am Abend gab es soge­nann­te Light­ning-Talks, die inter­es­san­te Pro­jek­te vor­stell­ten. Z.B. den Pfle­ge­bau­ern­hof, Rik­scha­fahr­ten für ein „Recht auf Wind in den Haa­ren“, das RuT Les­ben-Wohn-Kul­tur­pro­jekt in Ber­lin, Digi­tal­pakt der BAGSO, Kul­tur­is­ten-Hoch2 aus Ham­burg, Gran­ny Aupair und vie­les mehr. 

Fazit: Span­nen­de Ver­an­stal­tung, viel Raum zum Netz­wer­ken und dis­ku­tie­ren und vie­le Anregungen! 

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9 Kommentare

  1. Wich­tig ist, dass jede Kom­mu­ne und jedes Quar­tier eige­ne Lösun­gen für mehr Lebens­qua­li­tät im Alter findet.
    In mei­nen lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen in der Ber­tels­mann Stif­tung habe ich aber immer wie­der erfah­ren, dass kom­mu­na­le Akteu­rin­nen und Akteu­re nicht immer wis­sen, wie man Daten basiert eine zukunfts­ori­en­tier­te Senio­ren­po­li­tik realisiert.
    Es war für mich auch immer wie­der eine frus­trie­ren­de Erfah­rung, dass die CDU hier viel frü­her aktiv war.
    Mein Vor­schlag wäre ja, dass die Grü­nen Fort­bil­dun­gen anbie­ten, wie man ganz kon­kret ers­te Schrit­te zur Rea­li­sie­rung kom­mu­na­ler Senio­ren poli­ti­sche Kon­zep­te startet.

    1. Ja, unbe­dingt, jede Kom­mu­ne, jede Stadt muss die Lösung fin­den, die zu ihr passt. Das ist ja der Kern vom Age-fri­end­ly-City-Kon­zept! Und gute Idee, grü­ne Fort­bil­dun­gen anzubieten!

    1. Mei­ner Mei­nung nach besteht die Gefahr, dass die älte­re Gene­ra­ti­on bei den Grü­nen aus dem Blick­feld gerät. Nur, ohne die Unter­stüt­zung der Alten wer­den wir nicht die Mehr­hei­ten errei­chen, die wir benö­ti­gen, um wirk­lich Grü­ne Poli­tik zu machen

    2. Ja, da hat es in der Ver­gan­gen­heit sicher­lich auch an Inter­es­se gefehlt.
      Wäh­rend mei­ner akti­ven Berufs­lauf­bahn habe ich sehr oft bei der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung refe­riert, aber bei den Grü­nen bestand kein Interesse.

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